06) Das Verb (Das Tätigkeitswort)

 

Inhaltsverzeichnis

 

A

Allgemeine wichtige Informationen über

das Verb-System der deutschen Sprache

 

 

B Finite Formen (Konjugierte Formen)

 

 

 

DER INDIKATIV (Die Wirklichkeitsform)

 

a) Das Präsens (Die Gegenwart)

 

b) Das Imperfekt (Das Präteritum / Die einfache Vergangenheit)

 

c) Das Perfekt (Die vollendete Gegenwart)

 

d) Das Plusquamperfekt

(Die vollendete Vergangenheit / Die Vorvergangenheit)

 

 

 

DER KONJUNKTIV (Die Möglichkeitsform)*

 

e) Das Präsens (Die Gegenwart)

 

f) Das Imperfekt (Das Präteritum / Die einfache Vergangenheit)

 

g) Das Perfekt (Die vollendete Gegenwart)

 

h) Das Plusquamperfekt

(Die vollendete Vergangenheit / Die Vorvergangenheit)

 

Sieh NB auf Seite 2 !

 

 

 

i) Das Futur

 

ia) Das Futur I

ib) Das Futur II

 

 

 

j) Der Imperativ (Die Befehlsform)

 

 

 

C Infinite Formen (nicht konjugierte Formen)

 

 

k) Das Gerundivum

 

 

l) Das Partizip (Das Mittelwort)

 

la) Das Partizip Präsens - Mittelwort der Gegenwart

lb) Das Partizip Perfekt - Mittelwort der Vergangenheit

 

 

m) Der Infinitiv

 

 

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

 

 

NB :

Es gibt deutsche Grammatiken, die eine andere Einteilung des Konjunktiv-Systems vornehmen. Diese unterteilen den Konjunktiv nicht in die Punkte a) – d), wie ich es getan habe, sondern bezeichnen das Präsens des Konjunktivs als Präsens des Konjunktivs I, das Perfekt des Konjunktivs als Perfekt des Konjunktivs I, das Imperfekt des Konjunktivs als Präsens des Konjunktivs II und das Plusquamperfekt des Konjunktivs als Perfekt des Konjunktivs II.

Ich habe diese Einteilung bewusst so gewählt, um eine Parallelität zum Indikativ-System zu schaffen. Die o.g. Einteilung ist gewiss häufiger, da sie typisch Deutsch ist. Die von mir gewählte Einteilung ist eher eine Anlehnung an das romanische Tempus-System.

06) Das Verb (Das Tätigkeitswort)

 

 

A

Allgemeine wichtige Informationen über

das Verb-System der deutschen Sprache

 

 

 

 

ALLGEMEINES ZUM DEUTSCHEN VERB-SYSTEM

 

Das Wort „Verb“, auch „Tätigkeitswort“ oder „Zeitwort“ genannt, kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Wort“. Die aus dem Griechischen entlehnte Bedeutung „Aussage“ trifft die Begrifflichkeit noch genauer. Daraus abgeleitet heißt dies, dass das Verb(um) eine der Kernaussagen eines Satzes darstellt und von daher für das Verständnis eines Satzes unentbehrlich ist.

 

 

 

Das deutsche Verb-System ist nicht leichter oder schwerer als das anderer Sprachen mit Ausnahme des Englischen vielleicht, das wegen der sehr gleichmäßigen Formen innerhalb eines Konjugationsparadigmas leichter zu erlernen ist als Deutsch oder eine romanische Sprache. Das deutsche Verb-System besticht durch unwahrscheinlich viele unregelmäßige Formen wie die romanischen Sprachen auch.

 

Zudem verfügt das Deutsche über trennbare und untrennbare Verben, die durch Präfixe gebildet werden und die bei der Konjugation in einigen Satz-Konstruktionen zerlegt werden. So kann es passieren, dass im Deutschen das Grundverb in einem Aussagesatz relativ am Anfang des Satzes steht, das Präfix sich am Ende des Satzes befindet und dazwischen stehen unzählige Objekte und adverbielle Bestimmungen, so dass das trennbare Verb kaum noch zu erkennen ist. Für Ausländer ist dies schwierig zu verstehen; der Deutsche regelt dies über den Automatismus und das Sprachgefühl. Mehr zu diesen Thema siehe EXKURS auf den Seiten in „Kapitel 12) Die Satzstellung !

 

 

Eine Tatsache macht die deutsche Sprache jedoch erlernbarer als andere Sprachen, z.B. die romanischen und die englische : a) Das Deutsche hat weniger Zeiten und b) das Deutsche hat nicht ein so starres System bei der Anwendung der einzelnen Zeiten.

 

Es gibt natürlich auch im Deutschen regelmäßige und unregelmäßige Verben wie in anderen Sprachen auch. Es gibt eine schwache, starke und gemischte Konjugation. Das Präsens des Indikativs ist am schwierigsten, da es dort sehr viele Regeln für die Bildung der Formen gibt. Die anderen Zeiten arbeiten sehr viel mit Ableitungen mit einem festen Stamm und festen Endungen für die einzelnen Personen. Einige Zeiten wie z.B. das Futur I + II bestehen aus einem Hilfsverb und einem Infinitiv.

 

Was viele Deutsche und auch viele Deutsch lernende Ausländer nicht wissen - es gibt keinen eigenständigen Konditional in der deutschen Grammatik, der eine romanische Erfindung ist. Im Lateinischen gibt es diesen auch nicht. Die sogenannten „würde-Formen“ werden oft fälschlicherweise als Konditional-Formen angesehen, es sind aber keine. Die Konditional-Sätze (Bedingungssätze) Typ II im Deutschen werden ausschließlich mit dem Konjunktiv Imperfekt, die des Typs III ausschließlich mit dem Konjunktiv Plusquamperfekt gebildet. Die „würde-Formen“ werden als Ersatz-Formen für den Konjunktiv II (Konjunktiv Imperfekt) akzeptiert, vor allem in der Umgangssprache. Die Erklärung, warum das so ist, wird ausführlich in Kapitel 07) Die Konditional-Sätze dargelegt. In den meisten Grammatiken werden die „würde-Formen“ in Klammern mit angegeben, um anzuzeigen, dass sie inoffiziell gebraucht werden, aber einen offiziellen, eigenständigen Konditional gibt es im Deutschen nicht.

 

Um die zusammengesetzten Zeiten zu bilden, stehen die Hilfsverben „haben“, „sein“ und „werden“ zur Verfügung.

 

Das Deutsche hat 3 verschiedene Modi (Aussageweisen) : den Indikativ (Wirklichkeitsform), den Konjunktiv (Möglichkeitsform) und den Imperativ (Befehlsform).

 

 

Im Indikativ gibt es folgende Zeiten :

 

a) einfache Zeiten :

Präsens

Imperfekt / Präteritum

 

 

b) zusammengesetzte Zeiten :

Perfekt (vollendete Gegenwart)

Plusquamperfekt (vollendete Vergangenheit)

Im Konjunktiv gibt es folgende Zeiten :

 

 

a) einfache Zeiten :

- Präsens

(auch Präsens des Konjunktivs I)*

- Imperfekt / Präteritum

(auch Vergangenheit des Konjunktivs I)*

 

 

b) zusammengesetzte Zeiten :

- Perfekt (vollendete Gegenwart)

(auch Präsens des Konjunktivs II)*

- Plusquamperfekt (vollendete Vergangenheit)

(auch Vergangenheit des Konjunktivs II)*

 

 

* Zur Begrifflichkeit sieh auch die Seite 4 des Inhaltsverzeichnisses !

 

 

Darüber hinaus gibt es noch das Futur I als einfache Zeit sowie das Futur II als zusammengesetzte Zeit sowie den Imperativ.

Die beiden Futur-Formen werden hier nur im Indikativ behandelt. Offiziell gibt es diese auch im Konjunktiv; sie werden in den meisten Grammatiken nur aufgeführt und nicht separat behandelt.

 

Dazu kommen noch die infiniten Formen „Gerundiv(um)“, auch „zu-Partizip“ genannt, „Partizip Präsens“, auch „Partizip I“ genannt, „Partizip Perfekt“, auch „Partizip II“ genannt, und der „Infinitiv“. Ein „Gerundium“, den sogenannten „substantivierten Infinitiv“, gibt es im Deutschen offiziell nicht, obwohl es von der Form her schon vorhanden ist, aber viele Grammatiken vermeiden, diesen Infinitiv als „Gerundium“ zu bezeichnen. Dies ist unlogisch, da es im Deutschen auch ein „Gerundiv(um)“, das Pendant zum „Gerundium“, gibt.

 

 

Wie man sieht, gibt es im Deutschen weniger Zeiten als in den romanischen Sprachen und weniger als im Englischen, dessen Zeiten-Vielfalt hauptsächlich durch die sogenannten Verlaufszeiten („Progressive / Continuous Tenses“) geprägt ist, die es in der deutschen Sprache offiziell nicht gibt, aber in der Umgangssprache häufig vorkommen („Ich bin / war am Laufen.“). Offiziell sind sie strikt zu vermeiden, zumal sie auch nicht grammatikalisiert sind

 

 

 

 

DIE STAMM-FORMEN EINES DEUTSCHEN VERBS

 

Jedes deutsche Verb hat sogenannte Stamm-Formen, wie sie aus dem Lateinischen vielen bekannt sein dürften.

 

Der Infinitiv Präsens (Grundform), das Imperfekt (Präteritum)

des Indikativs und das Partizip II (Mittelwort der Vergangenheit) bilden die Stamm-Formen des deutschen Verbs.

Von diesen lassen sich alle anderen Konjugationsformen ableiten.

 

Viele Grammatiken führen noch zusätzlich die 3. Person Singular des Indikativ Präsens mit auf, an der man sieht, ob ein Verb eine Vokal-Alternanz hat. Diese Form zählt aber nicht zu den offiziellen deutschen Stamm-Formen.

 

Nachfolgend die Stamm-Formen einiger deutscher Verben der schwachen, starken und gemischten Konjugation sowie komplett unregelmäßiger Verben.

 

 

STAMM-FORMEN (schwache Verben)

 

1. Stamm-Form

Infinitiv Präsens Aktiv

2. Stamm-Form

1. Person Singular

Indikativ Imperfekt

3. Stamm-Form

Partizip II

 

ändern

änderte

geändert

beten

betete

gebetet

drucken

druckte

gedruckt

erzählen

erzählte

erzählt

fasten

fastete

gefastet

reden

redete

geredet

sagen

sagte

gesagt

tauchen

tauchte

getaucht

 

und viele andere

 

STAMM-FORMEN (starke Verben)

 

1. Stamm-Form

Infinitiv Präsens Aktiv

2. Stamm-Form

1. Person Singular

Indikativ Imperfekt

3. Stamm-Form

Partizip II

 

bleiben

blieb

geblieben

finden

fand

gefunden

gehen

ging

gegangen

halten*

hielt

gehalten

laufen*

lief

gelaufen

schlagen*

schlug

geschlagen

treffen*

traf

getroffen

verderben*

verdarb

verdorben

 

und viele andere

 

 

NB :

* Diese Verben haben eine Vokal- oder Umlaut-Alternanz in der 3. Person Singular des Indikativ Präsens.

 

 

 

STAMM-FORMEN (gemischte Verben)

 

1. Stamm-Form

Infinitiv Präsens Aktiv

2. Stamm-Form

1. Person Singular

Indikativ Imperfekt

3. Stamm-Form

Partizip II

 

brennen

brannte

gebrannt

bringen

brachte

gebracht

denken

dachte

gedacht

kennen

kannte

gekannt

nennen

nannte

genannt

rennen

rannte

gerannt

 

und viele andere

 

 

STAMMFORMEN (komplett unregelmäßige Verben)

 

1. Stamm-Form

Infinitiv Präsens Aktiv

2. Stamm-Form

1. Person Singular

Indikativ Imperfekt

3. Stamm-Form

Partizip II

 

dürfen

durfte

gedurft

mögen

mochte

gemocht

sein

war

gewesen

werden

wurde

geworden

 

und einige andere

 

 

Das vollständige Konjugationsschema eines Verbs

mit allen verfügbaren Formen im Aktiv und Passiv

nennt man Konjugationsparadigma.

 

 

 

 

Wie werden nun die Verben im Deutschen eingeteilt ?

 

Es gibt wie in allen Sprachen regelmäßige und unregelmäßige Verben. Leider ist es oft so, dass die wichtigsten Verben im Deutschen unregelmäßig sind („gehen“, „haben“, „können“, „sprechen“, „tragen“ u.v.a.).

Um zu wissen, ob im Deutschen ein Verb regelmäßig oder unregelmäßig ist, muss man prüfen, ob es schwach, stark oder gemischt, was eine Unterklasse der starken Verben darstellt, konjugiert wird. Anhand des Infinitivs (der Nenn- oder Grundform des Verbs) kann man nicht erkennen, ob ein Verb schwach, stark, gemischt oder mit besonderen Unregelmäßigkeiten konjugiert wird. Es gibt im Deutschen nicht die typischen Infinitiv-Endungen, die es z.B. im Spanischen gibt, sondern nur die Unterteilung in die 2 Konjugationsklassen, nämlich „schwach“ und „stark“.

Im Deutschen endet der Infinitiv immer auf „-en“, was die Norm ist, wie z.B. „haben“, „gehen“, „kaufen“ und „sehen“ u.v.a. oder nur auf „-n“. Endet er auf „-n“, steht die Silbe „-el“ oder „-er“ davor, wie z.B. bei „betteln“ und „verwandeln“ oder bei „fordern“ und „wandern“. Die einzigen wirklich abweichenden Infinitiv-Formen stellen die Verb „sein“ und „tun“ dar, die ja eh komplett unregelmäßig sind.

 

- Die schwache Konjugation umfasst regelmäßige Verben.

- Die starke Konjugation umfasst unregelmäßige Verben.

- Die gemischte Konjugation, die auch zu den starken Verben zählt, besteht einerseits aus Verben, die sowohl schwach als auch stark konjugiert werden und anderseits aus Verben, die völlig unregelmäßig sind, zu denen vor allem die Modal- und Hilfsverben gehören, jedoch nicht alle.

 

 

 

 

Wann ist ein Verb im Deutschen unregelmäßig ?

 

Wie schon vorab erwähnt; um festzustellen, ob ein Verb regelmäßig oder unregelmäßig ist, muss man prüfen, ob es schwach (= regelmäßig) oder stark (= unregelmäßig) oder gemischt (= unregelmäßig) konjugiert wird.

Die Merkmale der schwachen und starken Konjugation sind folgende :

 

a) Schwache Verben :

 

Schwach werden diejenigen Verben genannt, deren

Verb-Stamm in allen Zeit-Formen und Modi gleich bleibt.

Die Mehrzahl der deutschen Verben wird schwach konjugiert.

 

Der Verb-Stamm ist immer der Infinitiv ohne die Endungen „-(e)n“.

Zu diesen schwachen Verben gehören z.B. „kochen“, „lachen“, „machen“, „reden“, „verwandeln“ und „wandern“ u.v.a..

Diese Verben bilden das Indikativ Imperfekt (Präteritum) mit dem „t-Suffix“ und bilden das Partizip II mit dem Suffix „-(e)t“. Zudem zeigen sie keine Alternanz (Veränderung) des Stamm-Vokals im Indikativ Präsens.

 

Verb

im Infinitiv

Indikativ Imperfekt

Partizip II

Indikativ Präsens

 

kochen

koch - te

gekoch - t

koch - t

lachen

lach - te

gelach - t

lach - t

machen

mach - te

gemach - t

mach - t

reden

red - ete

gered - et

red - et

verwandeln

verwandel - te

verwandel - t

verwandel - t

wandern

wander - te

gewander - t

wander - t

 

 

NB :

- Die Subjekt-Pronomina sind hier ausgespart worden Non-Pro-Drop-Sprache→ Kapitel 05) – Pronomina, Seite 3.

- Wie man sieht, ändert sich bei diesen Verben der Stamm nicht.

 

b) Starke Verben :

 

Stark werden diejenigen Verben genannt, deren

Verb-Stamm sich im Imperfekt des Indikativs ändert

und deren Partizip II meist auf „-en“ endet.

 

Der Verb-Stamm ist ausschließlich immer der Infinitiv ohne die Endung „-en“, der sich bei einigen Zeiten ändert.

Zu diesen starken Verben gehören z.B. „befehlen“, „geben“, „sehen“ und „treffen“ und u.v.a..

Diese Verben bilden das Indikativ Präteritum (Imperfekt) durch Vokal-Alternanz (Vokal-Wechsel) und das Partizip II mit dem Suffix „-en“ und oft zusätzlich mit einer Vokal-Alternanz. Zudem zeigen sie oft eine Alternanz des Stamm-Vokals im Indikativ Präsens, wie z.B. bei „geben“, „nehmen“ und „sehen“ und u.v.a.. Andere haben diese Alternanz nicht, wie z.B. „bleiben“, „leiden“, „leihen“ und „steigen“ und u.v.a.

 

Verb

im Infinitiv

Indikativ Imperfekt

Partizip II

Indikativ Präsens

 

befehlen

befahl

befohl - en

befiehlt

bleiben

blieb

geblieb - en

bleibt

geben

gab

gegeb - en

gibt

leiden

litt

gelitt - en

leidet

sehen

sah

geseh - en

sieht

treffen

traf

getroff - en

trifft

 

 

NB :

- Die Subjekt-Pronomina sind hier ausgespart worden Non-Pro-Drop-Sprache→ Kapitel 05) – Pronomina, Seite 3.

- Wie man sieht, ändert sich bei all diesen Verben der Stamm-Vokal im Indikativ Imperfekt; beim Partizip II und Indikativ Präsens bei einigen.

- Mehr zu diesen Alternanzen mit ausführlichen Verb-Listen findest du bei der jeweiligen Zeit in diesem Kapitel.

 

 

 

c) Gemischte Verben :

 

Gemischt werden diejenigen Verben genannt,

die sowohl Elemente der schwachen

als auch der starken Konjugation vereinigen.

Hierzu gehören auch die Modal- und Hilfsverben.

Die gemischten Verben gelten auch als unregelmäßig.*

 

Der Verb-Stamm ist ausschließlich immer der Infinitiv ohne die Endung „-en“, der sich im Imperfekt des Indikativs ändert wie bei den starken Verben.

Zu diesen gemischten Verben gehören z.B. „brennen“, „bringen“,„denken“, „kennen“, „nennen“ und „rennen“ und u.v.a.

 

Diese Verben bilden das Indikativ Imperfekt (Präteritum) durch Vokal-Alternanz (Vokal-Wechsel) und zusätzlich mit dem „t-Suffix“ und das Partizip II mit dem Suffix „-t“ und zusätzlich mit einer Vokal-Alternation. Sie zeigen keine Alternanzen des Stamm-Vokals im Indikativ Präsens. Das heißt also, dass es eine Mischung zwischen der schwachen und starken Konjugation ist. Deswegen wird diese Konjugation auch Mischkonjugation genannt.

 

Verb

im Infinitiv

Indikativ Imperfekt

Partizip II

Indikativ Präsens

 

brennen

brannte

gebrann - t

brennt

bringen

brachte

gebrach - t

bringt

denken

dachte

gedach - t

denkt

kennen

kannte

gekann - t

kennt

nennen

nannte

genann - t

nennt

rennen

rannte

gerann - t

rennt

 

 

NB :

* Die gemischte Konjugation wird in manchen Grammatiken den schwachen Verben zugeordnet. Dort werden sie dann unregelmäßige schwache Verben genannt. Dieser Begriff ist eher abzulehnen.

Die Zugehörigkeit nur zur Gruppe der unregelmäßigen Verben halte ich für sinnvoller, da die Vokal-Alternanz im Indikativ Imperfekt gewichtiger ist als die regelmäßige Endung im Indikativ Imperfekt. Außerdem passen die Begriffe „unregelmäßig“ und „schwach“ nicht zusammen, da die regelmäßigen schwachen Verben keinerlei Unregelmäßigkeiten haben, die Vokal-Alternanz aber unregelmäßig ist.

- Die Subjekt-Pronomina sind hier ausgespart worden Non-Pro-Drop-Sprache→ Kapitel 05) – Pronomina, Seite 3.

- Wie man sieht, ändert sich bei all diesen Verben der Stamm-Vokal im Indikativ Imperfekt und zusätzlich haben sie das „t-Suffix“ der schwachen Konjugation. Beim Partizip II ändert sich der Stamm-Vokal und es endet auf „-t“ wie bei den schwachen Verben und nicht auf „-en“ wie bei den starken Verben.

- Mehr zu diesen Alternanzen mit ausführlichen Verb-Listen findest du bei der jeweiligen Zeit in diesem Kapitel.

 

BEMERKUNG :

Eine wichtige Sache muss noch in Bezug auf die unregelmäßigen Verben gemacht werden.

Ich habe in diesem Kompendium die unregelmäßigen Verben in a) starke Verben und b) gemischte Verben unterteilt. Dies ist eine Einteilung, die hauptsächlich in Grammatiken für Deutsche bevorzugt wird oder im aktuellen Duden (9. Auflage von '16).

In Grammatiken für Ausländer wird nicht zwischen stark und gemischten Verben unterschieden, sondern sie werden beide nur als unregelmäßig bezeichnet, was ja auch richtig ist. Ich finde die von mir gemachte Unterteilung präziser und sinnvoller, aber da gehen die Meinungen sicherlich auseinander.

 

 

 

 

EXKURS : TRENNBARE UND UNTRENNBARE VERBEN

 

Die Deutschen haben in ihrer Sprache ein besonderes Phänomen, das nur in wenigen Sprachen existiert :

 

Trennbare und untrennbare Verben

 

Diese Sorte von Verben werden mit einem Grund-Verb gebildet und einem sogenannten Präfix; dieser Begriff ist vom lateinischen Verb „praefigere – vorne anheften“ abgeleitet. Die präfigierten Verben haben eine andere Bedeutung als das Grund-Verb.

 

abfahren

beurteilen

durchkommen

herauskommen

losgehen

mitkommen

verkommen

vorbereiten

wiederkommen

zurückgeben

 

und andere

 

 

Ist das Präfix betont (außer miss-“), ist das Verb trennbar.

Ist das Präfix unbetont, ist das Verb untrennbar.

 

Es gibt a) Präfixe, die immer betont sind, wie z.B. „ab-“, „aus-“, „her-“ und andere.

Es gibt b) Präfixe, die immer unbetont sind, wie z.B. „be-“, „emp-“, „zer-“ und andere.

Zudem gibt es c) Präfixe, die beides sind, wie z.B. „durch-“, „unter-“, „wi(e)der-“ und andere. Bei gleichen Verben entscheidet einzig und allein, ob ein Verb trennbar oder untrennbar ist, über die Bedeutung.

Die Punkte a) – c) werden nachstehend ausführlicher erklärt.

 

 

 

a) Trennbare Präfixe :

 

Wie schon vorher erwähnt, werden trennbare Präfixe immer betont.

 

In Hauptsätzen bei einfachen Zeiten (Präsens / Imperfekt) steht bei trennbaren Verben das Grundverb an Pos. 2 hinter dem Subjekt (beim Imperativ an Pos. 1) und das Präfix am Endes des Satzes. Dies nennt man auch Distanz-Stellung.

Eventuelle Objekte und adverbielle Bestimmungen stehen im Mittelfeld zwischen dem konjugierten Grundverb und dem Präfix.

 

Der Zug fährt um 16:00h ab. → abfahren

Der Vertrag lief Ende des Jahres aus. → auslaufen

Mache das Fenster auf ! → aufmachen

 

 

Bei den zusammengesetzten Zeiten (Perfekt / Plusquamperfekt) bilden das Grundverb und das Präfix eine Einheit und werden nicht voneinander getrennt.

 

Der Zug ist um 16:00h abgefahren. → abfahren

Der Vertrag ist Ende des Jahres ausgelaufen. → auslaufen

 

Eventuelle Objekte und adverbielle Bestimmungen stehen im Mittelfeld zwischen dem konjugierten Hilfsverb und dem Partizip II.

 

 

In Nebensätzen werden die Bestandteile Grundverb und Präfix nicht voneinander getrennt und stehen zusammen am Satz-Ende, wie es bei Nebensätzen üblich ist. Diese Regel gilt sowohl für einfache als auch für zusammengesetzte Zeiten.

 

Ich weiß, dass der Zug um 16:00h abfährt. → abfahren

Ich vermute, dass der Zug schon um 16:00h abgefahren ist.

abfahren

Ich sehe, wie er das Fenster aufmacht. → ausmachen

Ich denke, dass Sie das Fenster aufgemacht haben.

aufmachen

 

 

 

 

Folgende Präfixe sind immer betont und trennbar :

 

AB-

 

abfahren

Der Bus fährt gegen 17:00H von dieser Haltestelle ab.

 

ablegen

Legen Sie Ihre Sachen ab !

 

absagen

Er sagte sein Konzert ab.

 

und viele andere Verben

 

 

AN-

 

anfassen

Fass mich nicht an !

 

angeben

Er gibt ständig an.

Er gab bei der Polizei an, den Dieb gesehen zu haben.

 

anmachen

Er machte das Licht an.

Ich mache den Salat immer mit Essig und Öl an.

 

und viele andere Verben

 

 

AUF-

 

aufgeben

Gib nie auf ! Es gibt immer eine Lösung.

 

auflaufen

Er läuft ständig bei seiner Mutter auf, wenn er um Geld fragt.

 

aufstehen

Stehe bitte etwas früher auf ! Dann schaffst du alles rechtzeitig.

 

und viele andere Verben

 

 

AUS-

 

ausgeben

Gib nicht so viel Geld aus !

 

ausstellen

Er stellt seine neuesten Bilder in der Schule aus.

 

austeilen

Er teilt die Prospekte aus.

 

und viele andere Verben

 

 

EIN-

 

einbrechen

Die Diebe brachen in die Villa ein.

 

eingeben

Ich gebe alle Daten in den Computer ein.

 

einschlagen

Das Buch schlägt bestimmt toll ein. (ugs.)

Der Dieb schlug das Auto-Fenster ein.

 

und viele andere Verben

 

 

HEIM-

 

heimfahren

Ich fahre morgen wieder heim.

 

heimgehen

Warum gehst du so früh heim ?

 

heimkehren

Mein Sohn kehrt nach einem Auslandsaufenthalt morgen heim.

 

und viele andere Verben

 

 

HER-

 

herbringen

Bringen Sie mir mal die Unterlagen her !

 

hergeben

Diesen Vorsprung gibt er nicht mehr her.

 

herkommen

Komm mal bitte her !

 

und viele andere Verben

 

 

HERAUF-

 

heraufbeschwören

Solche Handlungen beschwören immer ein Unglück herauf.

 

heraufkommen

Er kommt die Treppe herauf.

 

und einige andere Verben

 

 

HERAUS-

 

herausbringen

Dieser Autor bringt ein neues Buch heraus.

 

herausgeben

Gib die Unterlagen bitte heraus; sie gehören dir nicht !

 

und einige andere Verben

 

 

 

HEREIN-

 

hereinkommen

Kommen Sie herein !

 

und einige andere Verben

 

 

HIN-

 

hinfallen

Er fiel aus Unachtsamkeit hin.

 

hinkommen

Ohne Auto kommt man da nicht hin.

 

hinlangen

Wenn mein Vater wütend ist, langt er ganz schön hin.

 

und einige andere Verben

 

 

HINAUF-

 

hinauffahren

Er fuhr den Berg hinauf.

 

hinaufgehen

Er geht den Berg hinauf.

 

hinaufrennen

Er rannte den Berg hinauf, weil er es eilig hatte.

 

und einige andere Verben

 

 

 

HINEIN-

 

hineinfallen

Er fiel in die Grube hinein.

 

und einige andere Verben

 

 

LOS-

 

losfahren

Wann fährt der Zug los ?

 

losgehen

Wir gingen jeden Tag um 15:00h los.

 

loskommen

Er kommt einfach nicht von ihr los.

 

und viele andere Verben

 

 

MIT-

 

mitfahren

Ich fahre immer mit, wenn ich darf.

 

mitgehen

Wir gingen mit ihm mit.

 

mitspielen

Er spielt immer mit, obwohl die anderen Kinder es nicht wollen.

 

und viele andere Verben

 

 

 

NACH-

 

nachmachen

Mache nicht alles nach, was die anderen machen !

 

nachsehen

Wir sehen Ihnen diesen Fehler nicht nach.

Ich sehe mal eben nach, ob er da ist.

 

nachtrauern

Er trauert der verpassten Chance nicht nach.

 

und einige andere Verben

 

 

VOR-

 

vorbereiten

Meine Mutter bereitet das Essen vor.

 

vorkommen

Das kommt oft vor.

 

vorzeigen

Zeigen Sie Ihre Genehmigung vor !

 

und viele andere Verben

 

 

WEG-

 

weggehen

Gehe einfach nur weg; du nervst !

 

weglaufen

Er lief sofort weg, als er den Mann sah.

 

wegschmeißen

Er schmeißt alles weg, was er nicht mehr braucht.

 

und viele andere Verben

 

 

ZU-

 

zugucken

Ich gucke meiner Frau beim Abwasch zu.

 

zumachen

Er machte die Tür zu.

 

zunehmen

Du nimmst ständig zu.

Kinder-Armut nimmt in Deutschland immer weiter zu.

 

und viele andere Verben

 

 

ZURÜCK-

 

zurückgeben

Er gibt dir dein Geld nie zurück.

 

zurücklassen

Sie ließ ihre Kinder ohne Schutz zurück.

 

zurückweichen

Er weicht nie zurück.

 

und viele andere Verben

 

 

 

b) Untrennbare Präfixe :

 

Wie schon vorher erwähnt, sind untrennbare Präfixe immer unbetont außer „miss-“.

 

Im Gegensatz zu den trennbaren Präfixen dürfen untrennbare Präfixe bei allen Zeiten und Verb-Formen nie vom Grund-Verb losgelöst werden.

Da Grund-Verb und Präfix nie voneinander getrennt werden dürfen, spricht man hier von der sogenannten Kontakt-Stellung.

 

 

 

 

Folgende Präfixe sind immer unbetont und untrennbar :

 

BE-

 

bedauern

Ich bedaure deine Situation.

 

beginnen

Die Schule beginnt um 8:00H.

 

besorgen

Er besorgte die nötigen Unterlagen.

 

und viele andere Verben

 

 

EMP-

 

empfangen

Er empfing ihn sehr kühl.

 

empfehlen

Wir empfehlen euch, mehr zu lernen.

 

empfinden

Er empfindet dies als ungerecht.

 

 

ENT-

 

entkommen

Der Dieb entkam durch das Fenster.

 

entnehmen

Er entnahm je eine Tablette aus den Packungen.

 

entstehen

Wann genau entstand die Erde ?

 

und viele andere Verben

 

 

ER-

 

sich ergeben

Der Dieb ergab sich, als die Polizei kam.

Es ergab sich, dass zum Schluss alle zufrieden waren.

 

erleben

Er erlebte viele schöne Dinge in seinem Leben.

 

erzählen

Er erzählte eine haarsträubende Geschichte, die nicht wahr war.

 

und viele andere Verben

 

 

GE-

 

gefrieren

Das Wasser gefror sofort.

 

gehören

Das Haus gehörte nicht ihm, sondern seiner Mutter.

 

sich gesellen

Gleich und gleich gesellt sich gern.

 

und viele andere Verben

 

 

HINTER-

 

hintergehen

Er hintergeht seine Frau ständig.

 

hinterlassen

Er hinterließ ein Vermögen.

 

hinterlegen

Hinterlegen Sie die Unterlagen bei meiner Sekretärin !

 

und einige andere Verben

 

 

MISS- (betont !!!)

 

missachten

Der Auto-Fahrer missachtete die Vorfahrt.

 

misslingen

Ihm misslang es, endlich sein Studium zu schaffen.

 

missverstehen

Missverstehen Sie mich bitte nicht !

 

und einige andere Verben

 

 

NB :

Obwohl das Präfix „miss-“ betont wird, ist es untrennbar.

 

 

 

VER-

 

verkommen

Deine Kinder verkommen immer mehr.

 

vernichten

Der Tornado vernichtete ganze Straßen-Züge.

 

verzeihen

Ich verzeihe dir nie.

 

und viele andere Verben

 

 

ZER-

 

zerfließen

Du zerfließt vor Mitleid.

 

zerlegen

Er zerlegte seine komplette Wohnung.

 

zerreißen

Warum zerreißt du die ganzen wichtigen Dokumente ?

 

und viele andere Verben

 

 

 

 

Folgende Präfixe sind entweder

betont (trennbar) oder unbetont (untrennbar) :

 

Ist das Grundverb gleich, dann haben diese präfigierten Verben in der trennbaren und untrennbaren Variante unterschiedliche Bedeutungen.

 

 

DURCH-

 

durchbrechen → trennbar

Brich das Brot durch !

durchbrechen → untrennbar

Das Flugzeug durchbricht die Schallmauer.

 

durchmachen → trennbar

Mein Sohn macht fast jede Nacht durch.

 

durchqueren → untrennbar

Er durchquerte das Gelände am schnellsten.

 

durchschauen → trennbar

Ich schaue die Unterlagen durch.

durchschauen → untrennbar

Mein Sohn glaubt, schlau zu sein; aber ich durchschaue ihn.

 

durchsuchen → untrennbar

Die Polizei durchsuchte die Wohnungen der Verdächtigen.

 

und viele andere Verben

 

 

ÜBER-

 

überkochen → trennbar

Pass auf ! Das Wasser kocht gerade über.

Die Emotionen kochten während der Diskussion mal wieder über.

 

überlaufen → trennbar

Der Spion lief zum Feind über.

überlaufen → untrennbar

Der eine Teilnehmer überläuft den anderen.

 

überleben → untrennbar

Viele Einwohner überlebten das schwere Erdbeben.

 

übersehen → untrennbar

Ständig übersiehst du etwas Wichtiges.

 

übersetzen → trennbar

Wir setzen mit der Fähre nach Brindisi über.

übersetzen → untrennbar

Ich übersetze Texte in alle romanischen Sprachen.

 

überziehen → trennbar

Ich ziehe mir noch was über; es ist kalt.

überziehen → untrennbar

Ich überziehe mein Konto nie.

 

und viele andere Verben

 

 

UM-

 

umfahren → trennbar

Er fuhr den Passanten aus Versehen um.

umfahren → untrennbar

Er umfuhr das Hindernis.

 

umgehen → trennbar

Gehe anders mit diesem Problem um !

umgehen → untrennbar

Umgehe dieses Problem irgendwie !

 

umstellen → trennbar

Meine Firma stellt ihr komplettes EDV-Programm um.

umstellen → untrennbar

Die Polizei umstellte das Haus.

 

und viele andere Verben

 

 

UNTER-

 

untergehen → trennbar

Irgendwann geht die Welt unter.

 

unterkommen → trennbar

Bei mir kannst du nicht bleiben. Komme bitte woanders unter !

 

untersuchen → untrennbar

Der Arzt untersucht den Patienten.

 

und viele andere Verben

 

 

WIDER-

 

widerfahren → untrennbar

Dir widerfahren immer die seltsamsten Dinge.

 

widerlegen → untrennbar

Ich widerlege deine These sofort.

 

widerrufen → untrennbar

Der Angeklagte widerrief seine Aussage.

 

widerspiegeln → trennbar

Dieses Verhalten spiegelt den Zustand der Gesellschaft wider.

 

und viele andere Verben

 

 

NB :

widerspiegeln ist das einzige trennbare Verb dieses Präfixes.

 

 

WIEDER-

 

wiederholen → trennbar

Der Ball ist auf die Straße gerollt. Hole ihn bitte wieder !

wiederholen → untrennbar

Wiederhole bitte die Grammatik ! Da bist du noch unsicher.

 

wiederkommen → trennbar

Wann kommst du wieder ?

 

wiedersehen → trennbar

Wir sehen ihn am Freitag wieder.

 

und viele andere Verben

 

 

B Finite Formen (Konjugierte Formen)

 

 

Was sind finite Formen ? FINITE FORMEN sind durch PERSON (1. / 2. / 3. Person), NUMERUS (Singular / Plural), TEMPUS (z.B. Präsens / Imperfekt usw.), MODUS (Indikativ / Konjunktiv / Imperativ) und GENUS VERBI (Aktiv / Passiv) bestimmt. Es sind zudem konjugierte Formen, egal, ob es einfache oder zusammengesetzte Formen sind. Sie sind veränderlich; die von Ba) - Bj) genannten Zeiten haben alle veränderliche Verb-Formen. Diese stehen im Kontrast zu den infiniten Formen, die unveränderlich sind, wie z.B. dem „Gerundiv(um)“, auch „zu-Partizip“ genannt, dem „Partizip Präsens“, auch „Partizip I“ genannt, dem „Partizip Perfekt“, auch „Partizip II“ genannt, und dem reinen „Infinitiv“. Ein „Gerundium“, den sogenannten „substantivierten Infinitiv“, gibt es im Deutschen offiziell nicht, obwohl es von der Form her schon vorhanden ist, aber viele Grammatiken vermeiden, diesen Infinitiv als „Gerundium“ zu bezeichnen. Dies ist unlogisch, da es im Deutschen auch ein „Gerundiv(um)“, das Pendant zum „Gerundium“, gibt.

 

Die Anwendung und der Gebrauch der Zeiten ist im Deutschen nicht so strikt geregelt wie in den romanischen Sprachen und dem Englischen. Allerdings macht man bei den Zeiten doch eine striktere Unterscheidung als z.B. bei den Modi. Das Tempus ist im Deutschen eindeutig dominanter als der Modus.

 

 

 

 

DER INDIKATIV (Die Wirklichkeitsform)

 

Der Indikativ (vom lateinischen „modus indicativus - zur Aussage geeigneter Modus“, abgeleitet vom lateinischen Verb „indicare – anzeigen / vorbringen“) ist einer der drei Modi des Verbs im Deutschen (die anderen zwei sind der Konjunktiv und der Imperativ). Der Indikativ ist für die Darstellung der Wirklichkeit vorgesehen. Er ist sozusagen der Normalmodus in allen Texten. Der Indikativ steht für ein tatsächliches Geschehen. Es gibt ihn im Aktiv und im Passiv. Obwohl der Indikativ grammatikalisch gesehen für ein tatsächliches Geschehen steht, muss die Satz-Aussage nicht der Wirklichkeit entsprechen. Das zeigt sich, wenn eine Aussage im Futur steht.

Es ist der Modus, der im Deutschen am meisten verwendet wird.

 

 

Folgende Tempora (Zeiten) sind im Indikativ existent :

 

a) Das Präsens (Die Gegenwart)

 

b) Das Imperfekt (Das Präteritum / Die einfache Vergangenheit)

 

c) Das Perfekt (Die vollendete Gegenwart)

 

d) Das Plusquamperfekt

(Die vollendete Vergangenheit / Die Vorvergangenheit)

 

Dazu kommt noch das Futur (Futur I und Futur II). Das Futur ist eine indikativische Zeit im Deutschen, da es zwar im Formen-Inventar ein Futur des Konjunktivs gibt, wie es auch im Portugiesischen vorkommt, es wird hier aber nicht behandelt.

Einen eigenständigen Konditional gibt es in der deutschen Sprache ebenfalls nicht im Gegensatz zu den romanischen Sprachen und dem Englischen.

 

Es gibt also im Deutschen 6 Tempora im Indikativ, die nachfolgend ausführlich in Bezug auf ihre Formen und ihren Gebrauch hin erklärt werden.

 

 

 

a) DAS PRÄSENS (Die Gegenwart)

 

Das Präsens des Indikativs ist eine synthetische Form, also von der Struktur her eine einfache Zeit, und ist von der Formen-Bildung her am schwierigsten, da gerade bei den unregelmäßigen (starken) Verben, zu denen auch die gemischten Verben gehören, viele Regeln (Vokal-Alternanzen / Ausfall von Konsonanten u.a.) zu beachten sind.

 

Man unterscheidet hier die schwachen und starken Verben :

- Die schwachen (regelmäßigen) Verben werden vollständig nach einem festen Schema konjugiert, nämlich aus einem festen unveränderlichen Verb-Stamm und den dazugehörigen Personal-Endungen.

- Bei den starken (unregelmäßigen) Verben haben viele Verben im Präsens des Indikativs eine sogenannte Vokal-Alternanz (Vokal-Wechsel) innerhalb der Konjugation, d.h. der Verb-Stamm kann sich verändern. Diese Vokal-Alternanz bezieht sich im Präsens des Indikativs nur auf die 2. und 3. Person Singular (Es gibt aber auch Ausnahmen.); die anderen Personen unterliegen dieser Vokal-Alternanz nicht. Es gibt verschiedene Vokal-Alternanzen, die nachstehend näher erklärt werden.

- Die gemischten Verben, die nie eine Vokal-Alternanz im Präsens des Indikativs haben, können trotzdem unregelmäßig sein, wie z.B. „beginnen“, „gewinnen“, „singen“ u.v.a.. Diese Verben haben ein regelmäßiges Präsens des Indikativs, aber ein unregelmäßiges Imperfekt des Indikativs (→ Sieh auch Bb) - Das Imperfekt“) und ein unregelmäßiges Partizip II (→ Sieh auch Bc) - Das Perfekt“ und „Clb) - Das Partizip Perfekt“).

- Zudem gibt es komplett unregelmäßige Verben, zu denen neben den Hilfsverben („haben“ / „sein“ / „werden“) auch die Modalverben („dürfen“ / „können“ / „mögen“ / „müssen“ / „sollen“ / „wollen“) gehören, die eine Vokal-Alternanz im gesamten Singular des Präsens des Indikativs haben außer „sollen“. Auch das Verb „wissen“ ist komplett unregelmäßig.

Streng genommen sind die „komplett unregelmäßigen Verben“ keine eigene Konjugationsklasse, sondern gehören zu den unregelmäßigen Verben. Sie weichen aber in der Bildung von den unregelmäßigen Verben teilweise erheblich ab.

 

 

 

Konjugationstabellen der regelmäßigen (schwachen)

und unregelmäßigen (starken) Verben

im Präsens des Indikativs :

 

 

A) regelmäßige Verben :

 

An den regelmäßigen Stamm (Infinitiv ohne die Endung „-(e)n“) werden die Endungen

 

-e / -st / -t / -en / -t / -en

 

gehängt. Dieser Stamm bleibt in allen Zeiten und Modi erhalten. Diese Gruppe hat nur kleine Abweichungen innerhalb der Konjugation (Sieh Punkte a) - d) !).

 

 

a) Komplett regelmäßige Verben lieben und sagen :

 

INDIKATIV PRÄSENS

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

LIEBEN

SAGEN

 

SINGULAR

 

ich

liebe

sage

du

liebst

sagst

er / sie / es

liebt

sagt

 

 

PLURAL

 

wir

lieben

sagen

ihr

liebt

sagt

sie / Sie

lieben

sagen

 

 

 

Folgende Verben werden wie lieben und sagen konjugiert :

 

ablegen

ablehnen

ansagen

balgen

bauen

brauchen

campen

checken

chiffrieren

danken

dienen

drehen

ehren

enden

etikettieren

fegen

folgen

formulieren

garantieren

genehmigen

gucken

hantieren

holen

hören

identifizieren

ignorieren

illustrieren

jagen

jaulen

jucken

kandidieren

kiffen

kochen

lachen

linken

loben

machen

mahnen

merken

nagen

nicken

nullen

offenbaren

operieren

optimieren

quaken

quälen

qualmen

sich rächen

radieren

rocken

säen

sanieren

sieben

tagen

taugen

ticken

üben

umarmen

urteilen

verpassen

verteilen

vorzeigen

wagen

winken

wohnen

sich zanken

zielen

zocken

 

 

und viele andere

 

 

 

b)

Regelmäßige Verben „reden“, „arbeiten“,

atmen und rechnen“ mit e-Einschub:

 

 

Hat ein Verb einen Stamm, der auf „-d“, „-t“ oder nach Konsonant (außer auf „-l“, „-m“, „-n“ oder „-r“) auf „-m“ oder „-n“ endet, dann gibt es in der 2. Person Singular und Plural sowie in der 3. Person Singular einen „e-Einschub“ vor der Endung.

Diese Regel gilt auch für die unregelmäßigen Verben, wie z.B. „bieten“ und „finden“, die aber im Indikativ Präsens regelmäßig sind, aber nicht für die Verben „laden – du lädst / er – sie – es lädt“ und „halten – du hälst / er – sie – es hält“ und deren Komposita. Grund hierfür ist die Vokal-Alternanz „a → ä“.

 

 

INDIKATIV PRÄSENS

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

REDEN

ARBEITEN

 

SINGULAR

 

ich

rede

arbeite

du

redest

arbeitest

er / sie / es

redet

arbeitet

 

 

PLURAL

 

wir

reden

arbeiten

ihr

redet

arbeitet

sie / Sie

reden

arbeiten

 

 

 

INDIKATIV PRÄSENS

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

ATMEN

RECHNEN

 

SINGULAR

 

ich

atme

rechne

du

atmest

rechnest

er / sie / es

atmet

rechnet

 

 

PLURAL

 

wir

atmen

rechnen

ihr

atmet

rechnet

sie / Sie

atmen

rechnen

 

 

 

Folgende Verben werden wie reden“, „arbeiten“,

atmen“ und rechnen konjugiert :

 

antworten

achten

ächten

baden

beenden

beichten

blenden

ermüden

errichten

landen

melden

öffnen

pachten

unterzeichnen

(sich) wappnen

warten

widmen

zeichnen

 

 

und viele andere

 

 

 

c)

Regelmäßige Verben „reisen“, „hassen“, „grüßen“,

faxen“, „schützen“ und „duzen“ mit s-Ausfall:

 

 

Hat ein Verb einen Stamm, der auf „-s“, „-ss“, „“, „-x“, „-tz“ oder „-z“, dann ist die Endung der 2. Person Singular nur „-t“ statt „-st“. Die Gruppe dieser Verben sind sehr klein.

 

Diese Regel gilt auch für die unregelmäßigen Verben, wie z.B. „heißen“, das aber im Indikativ Präsens regelmäßig ist.

 

 

INDIKATIV PRÄSENS

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

REISEN

HASSEN

 

SINGULAR

 

ich

reise

hasse

du

reist

hasst

er / sie / es

reist

hasst

 

 

PLURAL

 

wir

reisen

hassen

ihr

reist

hasst

sie / Sie

reisen

hassen

 

 

INDIKATIV PRÄSENS

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

GRÜßEN

FAXEN

 

SINGULAR

 

ich

grüße

faxe

du

grüßt

faxt

er / sie / es

grüßt

faxt

 

 

PLURAL

 

wir

grüßen

faxen

ihr

grüßt

faxt

sie / Sie

grüßen

faxen

 

 

INDIKATIV PRÄSENS

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

SCHÜTZEN

DUZEN

 

SINGULAR

 

ich

schütze

duze

du

schützt

duzt

er / sie / es

schützt

duzt

 

 

PLURAL

 

wir

schützen

duzen

ihr

schützt

duzt

sie / Sie

schützen

duzen

 

 

 

Folgende Verben werden wie reisen“, „hassen“, „grüßen

faxen“, „schützen“ und duzen konjugiert :

 

filzen

heizen

passen

petzen

rasen

relaxen

sich setzen

siezen

(ver)süßen

 

 

und einige andere

 

 

 

d)

Regelmäßige Verben „handeln“ und „bedauern“ mit e-Ausfall:

 

Hat ein Verb einen Stamm, der auf „-el“ endet, dann entfällt das „e“ vor dem Stamm-Konsonant in der 1. Person Singular. Zudem ist die Endung der 1. und 3. Person Plural nur „-n“ und nicht „-en“.

 

Hat ein Verb einen Stamm, der auf „-er“ endet, dann kann das „e“ vor dem Stamm-Konsonant in der 1. Person Singular entfallen. Zudem ist die Endung der 1. und 3. Person Plural nur „-n“ und nicht „-en“. Die Formen mit dem Ausfall des „e“ sind eher umgangssprachlich.

 

 

INDIKATIV PRÄSENS

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

HANDELN

BEDAUERN

 

SINGULAR

 

ich

handle

bedau(e)re

du

handelst

bedauerst

er / sie / es

handelt

bedauert

 

 

PLURAL

 

wir

handeln

bedauern

ihr

handelt

bedauert

sie / Sie

handeln

bedauern

 

 

 

Folgende Verben werden wie handeln“ konjugiert :

 

abwickeln

besiegeln

bügeln

einwickeln

entwickeln

fackeln

gabeln

herumgammeln

humpeln

jodeln

klingeln

lächeln

paddeln

radeln

segeln

streicheln

vierteln

wechseln

 

 

und viele andere

 

 

 

Folgende Verben werden wie bedauern“ konjugiert :

 

(ab)ändern

äußern

begeistern

chartern

fordern

fördern

hadern

ködern

labern

mildern

mosern

nachbessern

panzern

rackern

rudern

sichern

tackern

wandern

 

 

und viele andere

 

 

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

 

 

Zusammenfassung :

Die vorgenannten Tabellen beziehen sich ausschließlich auf die regelmäßigen schwachen Verben, die in allen Zeiten und Modi regelmäßig sind.

Die unregelmäßigen Verben, die nicht hier aufgeführt sind, aber im Indikativ Präsens regelmäßig sind, werden bei den Zeiten und Formen genannt, in denen sie unregelmäßig sind (hauptsächlich im Imperfekt und beim Partizip II).



B) unregelmäßige Verben :

 

Bei den unregelmäßigen Verben werden die gemischten nicht behandelt, da diese keine Unregelmäßigkeiten, sprich Vokal-Alternanzen, im Indikativ Präsens haben.

 

Bei den unregelmäßigen starken Verben kommt es im Präsens des Indikativs zu einer sogenannten Alternanz (Wechsel) des Stamm-Vokals.

 

Folgende Vokal-Alternanzen kommen vor :

 

A) a → ä

B) e → ie

C) e → i

 

Diese Vokal-Alternanzen kommen nur in der 2. und 3. Person Singular des Präsens des Indikativs vor.

 

 

An den Stamm (Infinitiv ohne die Endung „-en“), ob mit Vokal-Alternanz in der 2. und 3. Person Singular oder ohne bei den anderen Subjekt-Pronomina, werden die gleichen Endungen

 

-e / -st / -t / -en / -t / -en

 

gehängt wie bei den regelmäßigen Verben auch. Der Stamm wird noch in anderen Zeiten und Formen verändert. Die kleinen Abweichungen innerhalb der Konjugation (Sieh Punkte a) – d) unter A) !) kommen auch bei den unregelmäßigen Verben zur Anwendung, da sich diese ausschließlich auf die Endungen beziehen.

 

 

 

Die Vokal-Alternanzen im einzelnen :

 

A) a → ä

 

Bei dieser Vokal-Alternanz verändert sich der Stamm-Vokal „a“ in der 2. und 3. Person Singular in den Umlaut „ä“.

 

 

Unregelmäßige Verben fahren“, „fallen“, „lassen

und „wachsen“ mit der Vokal-Alternanz „a → ä :

 

INDIKATIV PRÄSENS

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

FAHREN

FALLEN

 

SINGULAR

 

ich

fahre

falle

du

fährst

fällst*

er / sie / es

fährt

fällt*

 

 

PLURAL

 

wir

fahren

fallen

ihr

fahrt

fallt

sie / Sie

fahren

fallen

 

 

NB :

* Diese unregelmäßigen Formen sind identisch mit den regelmäßigen des Verbs „fällen“.

 

 

INDIKATIV PRÄSENS

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

LASSEN

WACHSEN**

 

SINGULAR

 

ich

lasse

wachse

du

lässt

wächst

er / sie / es

lässt

wächst

 

 

PLURAL

 

wir

lassen

wachsen

ihr

lasst

wachst

sie / Sie

lassen

wachsen

 

 

NB :

** Dieses Verb hat auch eine regelmäßige Bedeutung („die Skier wachsen“). Die 2. und 3. Person Singular lauten dann „du wachst / er – sie – es wachst“).

 

- Das Verb „stoßen“ und Komposita haben die Vokal-Alternanz „o → ö“, die aber keine eigene Gruppe darstellt.

 

abstoßen du stößt ab / er – sie – es stößt ab

stoßen → du stößt / er – sie – es stößt

 

 

 

Folgende Verben werden wie fahren“, fallen“,

lassen“ und „wachsen“ konjugiert :

 

abfangen

anfangen

auffangen

backen

blasen

braten

graben

halten

laden

laufen

raten

saufen

schlafen

schlagen

tragen

verraten

verfahren

waschen

 

 

und viele andere

  

 

 

B) e → ie

 

Bei dieser Vokal-Alternanz verändert sich der Stamm-Vokal „e“ in der 2. und 3. Person Singular in „ie“.

 

 

 

Unregelmäßige Verben lesen“ und „sehen

mit der Vokal-Alternanz „e → ie :

 

INDIKATIV PRÄSENS

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

LESEN

SEHEN

 

SINGULAR

 

ich

lese

sehe

du

liest

siehst

er / sie / es

liest

sieht

 

 

PLURAL

 

wir

lesen

sehen

ihr

lest

seht

sie / Sie

lesen

sehen

 

 

 

Folgende Verben werden wie „lesen“ und „sehen“ konjugiert :

 

befehlen

empfehlen

geschehen (nur 3.P.Sg. und Pl.)

stehlen

 

und einige andere

 

 

 

c) e → ie

 

Bei dieser Vokal-Alternanz verändert sich der Stamm-Vokal „e“ in der 2. und 3. Person Singular in „i“.

 

 

Unregelmäßige Verben brechen“ und „geben

mit der Vokal-Alternanz „e → i :

 

INDIKATIV PRÄSENS

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

BRECHEN

GEBEN

 

SINGULAR

 

ich

breche

gebe

du

brichst

gibst

er / sie / es

bricht

gibt

 

 

PLURAL

 

wir

brechen

geben

ihr

brecht

gebt

sie / Sie

brechen

geben

 

 

 

Folgende Verben werden wie

brechen“ und „geben“ konjugiert :

 

abnehmen

benehmen

bergen

bersten

dreschen

erschrecken

essen

fechten

flechten

fressen

gelten

helfen

messen

nehmen

schmelzen

schwellen

sprechen

stechen

sterben

treffen

treten

verderben

vergessen

vernehmen

versprechen

werben

werfen

 

und viele andere

 

 

NB :

- Beim Verb „nehmen“ und Komposita verdoppelt sich in der 2. und 3. Person Singular vor der Endung der Stamm-Konsonant „m“.

 

abnehmen du nimmst ab / er – sie – es nimmt ab

nehmen → du nimmst / er – sie – es nimmt

 

- Das Verb „erlöschen“ hat die Vokal-Alternanz „ö → i“, die aber auch keine eigene Gruppe darstellt, wie „o → ö“ auch nicht.

 

erlöschen er / sie / es erlischt

 

 

Bemerkung :

Diese Unregelmäßigkeiten und die Einteilung der Verben beziehen sich nur auf das Präsens des Indikativs. Für das Imperfekt und das Partizip II gibt es andere Unregelmäßigkeiten und eine andere Einteilung der Verben. So können gleiche Verben bei den beiden Zeiten und beim Partizip II anders eingeteilt werden.

 

Eins haben sie aber alle gemein : Sie sind alle unregelmäßig !

 

 

 

C) komplett unregelmäßige Verben :

 

Bei den komplett unregelmäßigen Verben weicht die Konjugation im Singular des Präsens des Indikativs von denen der unregelmäßigen Verben in sofern ab, dass zwar auch fast immer eine Vokal-Alternanz vorkommt, aber ab und zu kann ein Stamm-Konsonant ausfallen oder die Formen sind endungslos, was bei den unregelmäßigen Verben nicht vorkommt. Die Endungen weichen also vom Schema derjenigen bei den unregelmäßigen Verben ab. Sie lauten also nicht -e / -st / -t / -en / -t / -en“.

  

 

 

Konjugationstabellen der unregelmäßigen

Hilfs- und Modalverben sowie wissen

im Präsens des Indikativs :

 

a)

Komplett unregelmäßige Hilfsverben

haben sein und „werden :

 

INDIKATIV PRÄSENS

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

HABEN

SEIN

WERDEN

 

SINGULAR

 

ich

habe

bin

werde

du

hast

bist

wirst

er / sie / es

hat

ist

wird

 

 

PLURAL

 

wir

haben

sind

werden

ihr

habt

seid

werdet

sie / Sie

haben

sind

werden

 

 

NB :

- haben“ stößt den Stamm-Konsonanten in der 2. und 3. Person Singular aus und hat keine Vokal-Alternanz. Das Imperfekt und das Partizip II sind auch unregelmäßig.

-sein“ ist komplett unregelmäßig, auch in anderen Tempora. Alle Formen des Präsens sind unregelmäßig.

-werden“ stößt den Stamm-Konsonanten in der 2. Person Singular aus, zusätzlich hat es die Vokal-Alternanz von „e → i“.

 

 

 

b)

Komplett unregelmäßige Modalverben

dürfen können“, „mögen“, „müssen“ „sollen“ und „wollen :

 

INDIKATIV PRÄSENS

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

DÜRFEN

KÖNNEN

MÖGEN

 

SINGULAR

 

ich

darf

kann

mag

du

darfst

kannst

magst

er / sie / es

darf

kann

mag

 

 

PLURAL

 

wir

dürfen

können

mögen

ihr

dürft

könnt

mögt

sie / Sie

dürfen

können

mögen

 

 

INDIKATIV PRÄSENS

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

MÜSSEN

SOLLEN

WOLLEN

 

SINGULAR

 

ich

muss

soll

will

du

musst

sollst

willst

er / sie / es

muss

soll

will

 

 

PLURAL

 

wir

müssen

sollen

wollen

ihr

müsst

sollt

wollt

sie / Sie

müssen

sollen

wollen

 

 

NB :

- Alle Modalverben haben Endungen des Imperfekts der starken Konjugation.

- Alle Modalverben sind im Singular unregelmäßig in allen Personen außer „sollen“, das in der 2. Person eine regelmäßige Form hat. Die Formen in der 1. und 3. Singular sind immer endungslos.

 

Der Plural ist bei allen Verben in allen Personen regelmäßig.

- dürfen“, können“ und „mögen“ haben alle die Vokal-Alternanz „Stamm-Vokal → a“.

- müssen“ hat die Vokal-Alternanz „ü → u“.

-sollen“ hat als einziges der Modalverben keine Vokal-Alternanz, ist aber wie die anderen Modalverben in der 1. und 3. Person Singular endungslos.

-wollen“ hat die Vokal-Alternanz „o → i“.

 

 

 

c) Komplett unregelmäßiges Verb „wissen:

 

INDIKATIV PRÄSENS

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

WISSEN

 

SINGULAR

 

ich

weiß

du

weißt

er / sie / es

weiß

 

 

PLURAL

 

wir

wissen

ihr

wisst

sie / Sie

wissen

 

 

NB :

- wissen“ hat im Singular die Vokal-Alternanz „i → ei“.

- Beachte zudem das „ß“ in den 3 Formen des Singulars.

 

- Das Imperfekt des Indikativs und das Partizip II werden nach der gemischten Konjugation gebildet.

 

Indikativ Imperfekt :

ich wusste / du wusstest / er – sie – es wusste

wir wussten / ihr wusstet / sie – Sie wussten

 

Partizip II :

gewusst

 

 

 

DER GEBRAUCH DES PRÄSENS DES INDIKATIVS :

 

Das Präsens wird im Deutschen gebraucht, um

 

a) allgemeine Dinge und Fakten

 

Die Erde ist rund.

Das Jahr hat 12 Monate.

In Deutschland zahlt man mit dem Euro.

 

und

 

b) Handlungen und Geschehnisse in der Gegenwart

 

Heute bleibe ich zu Hause, da ich mich nicht gut fühle.

Der Zug, mit dem meine Oma kommt, ist unpünktlich.

Ich sehe gerade, wie mein Nachbar seine Blumen gießt.

 

und

 

c) Handlungen und Geschehnisse in der Zukunft auszudrücken.

 

Morgen fahre ich nach Frankfurt, um meinen Kollegen zu treffen.

Mein kleiner Bruder wird morgen 8.

Nächstes Jahr fahre ich nach Rumänien.

 

 

NB :

Das Futur I + II wird im Deutschen selten gebraucht, um etwas Zukünftiges auszudrücken, sondern vielmehr, um eine Annahme auszudrücken.

 

Der kleine Junge dort wird so um die 9 Jahre alt sein.

Das wird er wohl so gesagt haben.

 

 

 

b) DAS IMPERFEKT

(Die Präteritum / Die einfache Vergangenheit)

 

Das Imperfekt des Indikativs ist eine synthetische Form, also von der Struktur her eine einfache Zeit, und ist von der Formen-Bildung her auch schwierig wie das Präsens, da gerade bei den unregelmäßigen (starken) Verben, zu denen auch die gemischten Verben gehören, viele Regeln (Vokal-Alternanzen) zu beachten sind. Die Endungen für die einzelnen Personen im Singular und Plural sind bei den schwachen regelmäßigen und den starken und gemischten unregelmäßigen Verben unterschiedlich.

Das Imperfekt wird auch „Präteritum“ oder „einfache Vergangenheit“ genannt. Es stellt auch die 2. Stamm-Form des Verbs dar. Der Begriff „Präteritum“ wird in den meisten Grammatiken der deutschen Sprache bevorzugt. In diesem Kompendium wird ausschließlich der Begriff „Imperfekt“ benutzt.

 

Wie schon gesagt, unterscheidet man hier einerseits die schwachen Verben und anderseits die starken Verben :

- Die schwachen (regelmäßigen) Verben werden vollständig nach einem festen Schema konjugiert, nämlich aus einem festen unveränderlichen Verb-Stamm und den dazugehörigen Personal-Endungen.

- Bei den starken (unregelmäßigen) Verben haben alle Verben im Imperfekt des Indikativs eine sogenannte Vokal-Alternanz (Vokal-Wechsel) innerhalb der Konjugation, d.h. der Verb-Stamm verändert sich außer „haben“, „sollen“ und „wollen“. Diese Vokal-Alternanz bezieht sich auf alle Personen im Singular und Plural. Es gibt verschiedene Vokal-Alternanzen, die nachstehend näher erklärt werden. Es gibt für die starken Verben andere Endungen als für die schwachen und gemischten Verben.

 

- Die gemischten Verben, die auch zu den unregelmäßigen Verben zählen, haben im Imperfekt des Indikativs auch immer eine Vokal-Alternanz und darüber hinaus zusätzlich die regelmäßigen Endungen der schwachen Verben, wie z.B. die Verben „brennen“, „denken“, „finden“ u.v.a. Deswegen heißt diese Untergruppe der unregelmäßigen Verben auch gemischte Verben (oder auch Mischkonjugation), da sie sowohl Elemente der schwachen als auch starken Konjugation enthält. Diese Vokal-Alternanz bezieht sich auf alle Personen im Singular und Plural.

- Zudem gibt es komplett unregelmäßige Verben, zu denen neben den Hilfsverben („haben“ / „sein“ / „werden“) auch die Modalverben („dürfen“ / „können“ / „mögen“ / „müssen“ / „sollen“ / „wollen“) sowie „wissen“ gehören. Die 6 unregelmäßigen Modalverben sind streng genommen gemischte Verben, zählen aber durch die Unregelmäßigkeiten im Indikativ Präsens zu den komplett unregelmäßigen Verben. Diese Verben haben eine Vokal-Alternanz im Imperfekt des Indikativs (außer sollen“ und „wollen“), stoßen teilweise den Stamm-Konsonant (z.B. bei „haben“ und „mögen“) aus und haben teilweise unregelmäßige Endungen; das heißt, sie werden weder nach den Regeln der schwachen Verben noch nach denen der starken und gemischten Verben konjugiert, sondern stellen eine Mischung aus allen vorgenannten Elementen dar.

 

 

 

Konjugationstabellen der regelmäßigen (schwachen)

und unregelmäßigen (starken) Verben

im Imperfekt des Indikativs :

 

 

A) regelmäßige Verben :

 

An den regelmäßigen Stamm (Infinitiv ohne die Endung „-(e)n“) werden die Endungen

 

-te / -test / -te / -ten / -tet / -ten

 

gehängt. Dieser Stamm bleibt in allen Zeiten und Modi erhalten. Diese Gruppe hat nur kleine Abweichungen innerhalb der Konjugation (Sieh Punkte a) + b) !).

 

 

 

a) Komplett regelmäßige Verben lieben und sagen :

 

INDIKATIV IMPERFEKT

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

LIEBEN

SAGEN

 

SINGULAR

 

ich

liebte

sagte

du

liebtest

sagtest

er / sie / es

liebte

sagte

 

 

PLURAL

 

wir

liebten

sagten

ihr

liebtet

sagtet

sie / Sie

liebten

sagten

 

 

 

Folgende Verben werden wie lieben und sagen konjugiert :

 

ablegen

ablehnen

ansagen

balgen

bauen

brauchen

campen

checken

chiffrieren

danken

dienen

drehen

ehren

enden

etikettieren

fegen

folgen

formulieren

garantieren

genehmigen

gucken

hantieren

holen

hören

identifizieren

ignorieren

illustrieren

jagen

jaulen

jucken

kandidieren

kiffen

kochen

lachen

linken

loben

machen

mahnen

merken

nagen

nicken

nullen

offenbaren

operieren

optimieren

quaken

quälen

qualmen

sich rächen

radieren

rocken

säen

sanieren

sieben

tagen

taugen

ticken

üben

umarmen

urteilen

verpassen

verteilen

vorzeigen

wagen

winken

wohnen

sich zanken

zielen

zocken

 

 

und viele andere

 

 

 

b)

Regelmäßige Verben „reden“, „arbeiten“,

atmen und rechnen“ mit e-Einschub:

 

Hat ein Verb einen Stamm, der auf „-d“, „-t“ oder nach Konsonant (außer auf „-l“, „-m“, „-n“ oder „-r“) auf „-m“ oder „-n“ endet, dann gibt es in allen Personen des Singulars und Plurals einen „e-Einschub“ vor der Endung.

 

 

INDIKATIV IMPERFEKT

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

REDEN

ARBEITEN

 

SINGULAR

 

ich

redete

arbeitete

du

redetest

arbeitest

er / sie / es

redete

arbeitete

 

 

PLURAL

 

wir

redeten

arbeiteten

ihr

redetet

arbeitetet

sie / Sie

redeten

arbeiteten

 

 

INDIKATIV IMPERFEKT

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

ATMEN

RECHNEN

 

SINGULAR

 

ich

atmete

rechnete

du

atmetest

rechnetest

er / sie / es

atmete

rechnete

 

 

PLURAL

 

wir

atmeten

rechneten

ihr

atmetet

rechnetet

sie / Sie

atmeten

rechneten

 

 

 

 

Folgende Verben werden wie reden“, „arbeiten“,

atmen“ und rechnen konjugiert :

 

antworten

achten

ächten

baden

beenden

beichten

blenden

ermüden

errichten

landen

melden

öffnen

pachten

unterzeichnen

(sich) wappnen

warten

widmen

zeichnen

 

 

und viele andere

 

 

 

B) unregelmäßige Verben :

 

Bei den unregelmäßigen Verben werden beim Imperfekt des Indikativs die starken und die gemischten Verben unterschieden.

Diese beiden Gruppen haben unterschiedliche Endungen, allerdings haben beide Gruppen Vokal-Alternanzen.

 

 

a) die unregelmäßigen starken Verben :

 

Bei den unregelmäßigen starken Verben kommt es im Imperfekt des Indikativs zu einer sogenannten Alternanz (Wechsel) des Stamm-Vokals.

Folgende Vokal-Alternanzen kommen vor :

 

A) a → ie

B) a → u

C) e → a

D) e → o

E) i → a

F) ie → o

G) ei → i

H) ei → ie

 

 

Dazu kommen noch einige Vokal-Alternanzen, die jeweils wenige Verben umfassen, hier aber nicht separat aufgeführt werden, sondern an anderer Stelle kurz genannt werden.

Diese Vokal-Alternanzen kommen durchgängig in allen Personen im Singular und Plural des Imperfekt des Indikativs vor.

 

 

An den durch Vokal-Alternanz gebildeten Stamm (Sieh A) Punkte A) - H)) werden die Endungen

 

-XX / -st / -XX / -en / -t / -en

 

gehängt.

Die 1. und 3. Person Singular sind endungslos im Gegensatz zu den regelmäßigen Verben.

 

 

 

Die Vokal-Alternanzen im einzelnen :

 

A) a → ie

 

Bei dieser Vokal-Alternanz verändert sich der Stamm-Vokal „a“ zu „ie“ in allen Personen im Singular und Plural.

 

 

Unregelmäßige Verben „fallen“ und „schlafen

mit der Vokal-Alternanz „a → ie :

 

INDIKATIV IMPERFEKT

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

FALLEN

SCHLAFEN

 

SINGULAR

 

ich

fiel

schlief

du

fielst

schliefst

er / sie / es

fiel

schlief

 

 

PLURAL

 

wir

fielen

schliefen

ihr

fielt

schlieft

sie / Sie

fielen

schliefen

 

 

 

 

Folgende Verben werden wie

fallen“ und „schlafen“ konjugiert :

 

abraten*

behalten*

blasen

braten*

halten*

lassen

sich verhalten*

verlassen

zerlassen

 

 

und einige andere

 

 

NB :

* Bei den Verben, die auf „-ten“ enden, wird in der 2. Person Plural der Bindevokal „e“ zwischen dem Imperfekt-Stamm und der Endung „-t“ eingeschoben, weil sonst die Endung „-tt“ wäre.

 

ihr behieltet

ihr rietet ab

ihr verhieltet euch

 

 

 

B) a → u

 

Bei dieser Vokal-Alternanz verändert sich der Stamm-Vokal „a“ zu „u“ in allen Personen im Singular und Plural.

 

 

Unregelmäßige Verben „fahren“ und „tragen

mit der Vokal-Alternanz „a → u :

 

INDIKATIV IMPERFEKT

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

FAHREN

TRAGEN

 

SINGULAR

 

ich

fuhr

trug

du

fuhrst

trugst

er / sie / es

fuhr

trug

 

 

PLURAL

 

wir

fuhren

trugen

ihr

fuhrt

trugt

sie / Sie

fuhren

trugen

  

 

 

Folgende Verben werden wie

fahrenund tragen“ konjugiert :

 

abwaschen

backen*

graben

laden

schaffen**

schlagen

wachsen

waschen

zerschlagen

 

 

und einige andere

 

 

NB :

* Die Imperfekt-Form lautet „ich buk usw.“. Neben der Vokal-Alternanz hat es einen Ausstoß eines Konsonanten, hier des „c“.

Dieses Verb hat zudem regelmäßige Imperfekt-Formen („ich backte usw.“), die heute sogar gebräuchlicher sind als die unregelmäßigen Formen.

** In der Bedeutung von „erzeugen / hervorbringen“ ist „schaffen“ unregelmäßig („ich schuf usw.“). Das Kompositum „erschaffen“ wird genauso konjugiert („ich erschuf usw.“).

In der Bedeutung von „gelingen / bewerkstelligen“ ist „schaffen“ regelmäßig („ich schaffte usw.“). Die Komposita „abschaffen“ und „(sich) verschaffen“ werden genauso konjugiert und haben eine komplett andere Bedeutung als das Grundverb „schaffen“.

 

 

 

C) e → a

 

Bei dieser Vokal-Alternanz verändert sich der Stamm-Vokal „e“ zu „a“ in allen Personen im Singular und Plural.

 

 

Unregelmäßige Verben „lesen“ und „sehen

mit der Vokal-Alternanz „e → a :

 

INDIKATIV IMPERFEKT

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

LESEN

SEHEN

 

SINGULAR

 

ich

las

sah

du

lasest***

sahst

er / sie / es

las

sah

 

 

PLURAL

 

wir

lasen

sahen

ihr

last

saht

sie / Sie

lasen

sahen

 

 

  

Folgende Verben werden wie

lesen“ und „sehen“ konjugiert :

 

befehlen

bergen

bersten

brechen

empfehlen

erschrecken*

essen**

fressen**

geben

gelten

helfen

messen**

nehmen

sprechen

stechen

stehlen

sterben

treffen

treten

verderben

vergessen**

 

 

und viele andere

 

 

NB :

* Ist „erschrecken“ intransitiv, ist es unregelmäßig. Ist es transitiv, ist es regelmäßig.

 

Ich erschrak vor Erstaunen. (intransitiv / unregelmäßig)

Ich erschreckte ihn. (transitiv / regelmäßig)

 

 

** Die Verben, die auf „-ssen“ enden, verwandeln das „ss“ in „ß“ vor einem langen Vokal. In der 2. Person Singular wird der Bindevokal „e“ zwischen dem Imperfekt-Stamm und der Endung „-st“ eingeschoben.

 

 

ESSEN

FRESSEN

 

SINGULAR

 

ich

fraß

du

aßest

fraßest

er / sie / es

fraß

 

 

PLURAL

 

wir

aßen

fraßen

ihr

aßt

fraßt

sie / Sie

aßen

fraßen

 

 

*** Bei Verben, die auf „-sen“ enden, wird in der 2. Person Singular der Bindevokal „e“ zwischen dem Imperfekt-Stamm und der Endung „-st“ eingeschoben.

 

 

 

D) e → o

 

Bei dieser Vokal-Alternanz verändert sich der Stamm-Vokal „e“ zu „o“ in allen Personen im Singular und Plural.

 

 

Unregelmäßige Verben „flechten“ und „heben

mit der Vokal-Alternanz „e → o :

 

INDIKATIV IMPERFEKT

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

FLECHTEN

HEBEN

 

SINGULAR

 

ich

flocht

hob

du

flochtst

hobst

er / sie / es

flocht

hob

 

 

PLURAL

 

wir

flochten

hoben

ihr

flochtet

hobt

sie / Sie

flochten

hoben

 

 

 

Folgende Verben werden wie

flechten“ und „heben“ konjugiert :

 

bewegen*

dreschen

fechten

gären*

melken**

pflegen

quellen

scheren*

schmelzen

 

und einige andere

 

 

NB :

* Die unregelmäßigen Verben „gären“, „bewegen“ und „scheren“ können auch regelmäßig im Imperfekt konjugiert werden, haben dann allerdings im Gegensatz zu den unregelmäßigen Formen andere Bedeutungen.

 

bewegen (schwach) = etwas von einem an einen anderen Ort stellen

Er bewegte das Auto vom Ort A nach Ort B.

bewegen (stark) = jemanden dazu bringen, etwas zu tun

Er bewog ihn, sich seiner Schuld zu stellen.

 

 

gären (schwach) = unterschwellig aufkommen / auftreten (Konflikt)

Nach der deutlichen Niederlage gärte es in der Mannschaft.

gären (stark) = organisch zersetzen (Alkohol / Milch)

Die Milch gor über mehrere Wochen im Kühlschrank.

Schwach konjugiert wird es immer unpersönlich gebraucht.

 

 

scheren (schwach) = kein Interesse an etwas haben

Es scherte ihn nie, was seine Kinder machten.

scheren (stark) = etwas mit einer Schere abschneiden

Er schor das Schaf. / Er hat das Schaf geschoren.

 

** Das Verb „melken“ kann ohne Bedeutungsunterschied immer regelmäßig (schwach) oder unregelmäßig (stark) im Imperfekt konjugiert werden.

 

Er melkte / molk die Kühe.

 

 

 

E) i → a

 

Bei dieser Vokal-Alternanz verändert sich der Stamm-Vokal „i“ zu „a“ in allen Personen im Singular und Plural.

 

 

Unregelmäßige Verben „beginnen“ und „gewinnen

mit der Vokal-Alternanz „i → a :

 

INDIKATIV IMPERFEKT

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

BEGINNEN

GEWINNEN

 

SINGULAR

 

ich

begann

gewann

du

begannst

gewannst

er / sie / es

begann

gewann

 

 

PLURAL

 

wir

begannen

gewannen

ihr

begannt

gewannt

sie / Sie

begannen

gewannen

 

 

 

Folgende Verben werden wie

beginnen“ und „gewinnen“ konjugiert :

 

auswringen

binden*

finden*

gelingen**

gerinnen

klingeln

ringen

schwimmen

sinnen

spinnen

schwinden* / **

schwingen

singen

sinken

springen

stinken

trinken

verschwinden*

verspringen

sich winden*

zwingen

 

 

und einige andere

 

 

NB :

* Bei den Verben, die auf „-den“ enden, wird in der 2. Person Plural der Bindevokal „e“ zwischen dem Imperfekt-Stamm und der Endung „-t“ wegen des Klangs eingeschoben.

 

ihr bandet

ihr fandet

ihr verschwandet

ihr wandet euch

 

** Die Verben „gelingen“ und „schwinden“ sind immer unpersönlich und werden mit einem Dativ-Objekt gebildet.

 

Unserer Mannschaft gelang eine Überraschung, weil sie gegen den Favoriten gewonnen hatte.

 

Ihm schwanden auf Grund seiner Krankheit die Kräfte.

 

 

 

F) ie → o

 

Bei dieser Vokal-Alternanz verändert sich der Stamm-Vokal „ie“ zu „o“ in allen Personen im Singular und Plural.

 

 

Unregelmäßige Verben „bieten“ und „fliegen

mit der Vokal-Alternanz „ie → o :

 

INDIKATIV IMPERFEKT

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

BIETEN

FLIEGEN

 

SINGULAR

 

ich

bot

flog

du

botst

flogst

er / sie / es

bot

flog

 

 

PLURAL

 

wir

boten

flogen

ihr

botet

flogt

sie / Sie

boten

flogen

 

 

 

Folgende Verben werden wie

bieten“ und „fliegen“ konjugiert :

 

biegen

fließen*

frieren

genießen*

gießen*

kriechen

riechen

schieben

schießen*

schließen*

sieden**

sprießen*

triefen**

umziehen

verdrießen*

verlieren

wiegen

ziehen

 

 

und einige andere

 

 

NB :

- Bei den Verben, die auf „-ten“ enden, wird in der 2. Person Plural der Bindevokal „e“ zwischen dem Imperfekt-Stamm und der Endung „-t“ eingeschoben, weil sonst die Endung „-tt“ wäre.

 

ihr botet

ihr botet an

ihr verbotet

 

 

* Die Verben, die auf „-ßen“ enden, verwandeln das „ß“ in „ss“ vor einem kurzen Vokal; vor einem langen Vokal oder Doppel-Vokal steht „ß“. In der 2. Person Singular wird der Bindevokal „e“ zwischen dem Imperfekt-Stamm und der Endung „-st“ eingeschoben.

 

 

GIEßEN

SCHLIEßEN

 

SINGULAR

 

ich

goss

schloss

du

gossest

schlossest

er / sie / es

goss

schloss

 

 

PLURAL

 

wir

gossen

schlossen

ihr

gosst

schlosst

sie / Sie

gossen

schlossen

 

 

** Die Verben „sieden“ und „triefen“ gehören, wenn sie unregelmäßig konjugiert werden, der gehobenen Sprache an. In der Umgangssprache werden vor allem bei „triefen“ die regelmäßigen Formen gebraucht. Von „sieden“ wird hauptsächlich das Partizip II („gesotten“) als Adjektiv gebraucht. Statt „sieden“, das meist unpersönlich gebraucht wird, wird heute meist „kochen“ benutzt.

 

 

SIEDEN

TRIEFEN

 

SINGULAR

 

ich

sott

siedete

troff

triefte

du

sottest

siedetest

troffst

trieftest

er / sie / es

sott

siedete

troff

triefte

 

 

PLURAL

 

wir

sotten

siedeten

troffen

trieften

ihr

sottet

siedetet

trofft

trieftet

sie / Sie

sotten

siedeten

troffen

trieften

 

 

G) ei → i

 

Bei dieser Vokal-Alternanz verändert sich der Stamm-Vokal „ei“ zu „i“ in allen Personen im Singular und Plural.

 

 

Unregelmäßige Verben „greifen“ und „leiden

mit der Vokal-Alternanz „ei → i :

 

INDIKATIV IMPERFEKT

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

GREIFEN

LEIDEN

 

SINGULAR

 

ich

griff

litt

du

griffst

littest*

er / sie / es

griff

litt

 

 

PLURAL

 

wir

griffen

litten

ihr

grifft

littet*

sie / Sie

griffen

litten

 

 

 

Folgende Verben werden wie

greifen“ und „leiden“ konjugiert :

 

(sich) ausgleichen

beißen**

bleichen

gleichen

gleiten

pfeifen

reißen**

reiten

schleifen

schmeißen**

schneiden

schreiten

streichen

streiten

weichen

 

 

und einige andere

 

 

NB :

* Bei den Verben, die auf „-den“ oder „-ten“ enden und das Imperfekt auf „-itt-“ bilden, wird in der 2. Person Singular und Plural der Bindevokal „e“ zwischen dem Imperfekt-Stamm und der Endung „-tt“ eingeschoben, weil sonst die Endung „-ttst“ unaussprechlich bzw. die Endung „-ttt“ wäre.

 

du glittest – ihr glittet

du littest – ihr littet

du rittest – ihr rittet

du schnittest – ihr schnittet

du schrittest – ihr schrittet

du strittest – ihr strittet

 

 

** Die Verben, die auf „-ßen“ enden, verwandeln das „ß“ in „ss“ vor einem kurzen Vokal; vor einem langen Vokal oder Doppel-Vokal steht „ß“. In der 2. Person Singular wird der Bindevokal „e“ zwischen dem Imperfekt-Stamm und der Endung „-st“ eingeschoben.

 

 

BEIßEN

REIßEN

 

SINGULAR

 

ich

biss

riss

du

bissest

rissest

er / sie / es

biss

riss

 

 

PLURAL

 

wir

bissen

rissen

ihr

bisst

risst

sie / Sie

bissen

rissen

 

 

 

H) ei → ie

 

Bei dieser Vokal-Alternanz verändert sich der Stamm-Vokal „ei“ zu „ie“ in allen Personen im Singular und Plural.

 

 

Unregelmäßige Verben „bleiben“ und „schreiben

mit der Vokal-Alternanz „ei → ie :

 

INDIKATIV IMPERFEKT

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

BLEIBEN

SCHREIBEN

 

SINGULAR

 

ich

blieb

schrieb

du

bliebst

schriebst

er / sie / es

blieb

schrieb

 

 

PLURAL

 

wir

blieben

schrieben

ihr

bliebt

schriebt

sie / Sie

blieben

schrieben

 

 

 

Folgende Verben werden wie

bleiben“ und „schreiben“ konjugiert :

 

gedeihen

leihen

meiden

preisen

scheiden

scheinen

schreiben

schreien

schweigen

steigen

treiben

verzeihen

 

 

und einige andere

 

 

 

Andere Vokal-Alternanzen im Imperfekt, die jeweils nur

wenige Verben umfassen und deshalb keine separate

Gruppe unter den Vokal-Alternanzen darstellen :

 

 

Die nachfolgenden Vokal-Alternanzen umfassen, wie bereits gesagt, jeweils sehr wenige Verben in ihrer Gruppe.

 

A) a → i

B) ä → i

C) e → i

D) i → o

E) i → u

F) ie → a

G) o → a

H) o → ie

I) ö → o

J) u → a

K) u → ie

L) ü → o

 

 

 

Die Vokal-Alternanzen im einzelnen :

 

A) a → i

 

Bei dieser Vokal-Alternanz verändert sich der Stamm-Vokal „a“ zu „i“ in allen Personen im Singular und Plural.

Zu dieser Gruppe gehören nur „empfangen“ und die Komposita von „fangen“.

 

 

Unregelmäßige Verben „empfangen“ und „fangen

mit der Vokal-Alternanz „a → i :

 

INDIKATIV IMPERFEKT

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

 

EMPFANGEN

FANGEN

 

SINGULAR

 

ich

empfing

fing

du

empfingst

fingst

er / sie / es

empfing

fing

 

 

PLURAL

 

wir

empfingen

fingen

ihr

empfingt

fingt

sie / Sie

empfingen

fingen

 

 

 

B) ä → i

 

Bei dieser Vokal-Alternanz verändert sich der Stamm-Vokal „ä“ zu „i“ in allen Personen im Singular und Plural.

Zu dieser Gruppe gehört nur das Verb „hängen“ und die Komposita.

 

 

Unregelmäßiges Verb „hängen

mit der Vokal-Alternanz „ä → i :

 

INDIKATIV IMPERFEKT

 

Subjekt-Pronomina

INFINITIV

 

 

 

HÄNGEN

 

SINGULAR

 

ich

hing

du

hingst

er / sie / es