zu a) Die Personal-Pronomina
(Subjekt- und Objekt-Pronomina)
Die Personal-Pronomina werden unterteilt in a) Subjekt-Pronomina und in b) Objekt-Pronomina.
Die Subjekt-Pronomina werden im Lateinischen fast nie benutzt, da, noch stärker als in den anderen romanischen Sprachen, die Verb-Form das Subjekt noch offensichtlicher in Person und Numerus (Anzahl) widerspiegelt.
Die Objekt-Pronomina werden unterteilt in Dativ- und Akkusativ-Pronomina. Sie ersetzen ein vorher genanntes Objekt, das eine Person oder eine Sache sein kann. Die Reflexiv-Pronomina, denen im Lateinischen eine Sonderstellung zukommt, gehören auch zu den Objekt-Pronomina.
Im Gegensatz zu anderen romanischen Sprachen gibt es auch noch Objekt-Pronomina im Genitiv und im Ablativ, auf die gesondert eingegangen wird.
aa) Die Formen der Subjekt-Pronomina
Die Subjekt-Pronomina lauten im Singular und Plural wie folgt.
SINGULAR |
Person | Form | Übersetzung |
1. Person | ego | ich |
2. Person | tu | du |
3. Person (m) | is¹ | er² |
(f) | ea¹ | sie² |
(n) | id¹ | es² |
NB :
1 Streng genommen sind „is / ea / id“ keine Personal-Pronomina, in diesem Fall keine Subjekt-Pronomina. Denn „eigentlich“ kennen Personal-Pronomina keine Genus-Unterschiede. „is / ea / id“, die auch als Demonstrativ-Pronomina benutzt werden und „dieser / diese / dieses“ heißen, sind aber Genus-Träger und sind folglich keine Personal-Pronomina, sondern Anaphorika. „Anaphorikum“ kommt aus dem Griechischen und heißt „das Wiederaufzugreifende“. „das Wiederaufzugreifende“ heißt, dass „is / ea / id“ ein Substantiv ersetzen.
„Vir venit. / Is venit.“ Der Mann kommt. / Er kommt. „Domina venit. / Ea venit.“ Die Herrin kommt. / Sie kommt. „Lectum in cubiculo est. / Id in cubiculo est.“ Das Bett steht im Schlafzimmer. / Es steht im Schlafzimmer. |
Andere Funktionen von „is / ea / id“ als Possessiva im Genitiv und als Demonstrativa werden an anderer Stelle erklärt.
2 Die Übersetzungen von „is / ea / id“ als „Personal-Pronomina“ lauten „der / die / das“. Diese Übersetzungen funktionieren aber nur, wenn das Genus im Lateinischen und im Deutschen gleich sind. Weichen sie voneinander ab, muss die entsprechende Übersetzung gesucht werden, wie z.B. „Puella cantat. / Ea cantat. -- Das Mädchen singt. / Es singt.“
- Eine Höflichkeitsform gibt es im Lateinischen nicht. Das heißt nicht, dass die Römer unhöflich waren. Die 2. Person Singular verkörpert im Lateinischen die deutsche „Sie-Form“, also die Höflichkeitsform.
- Das deutsche unpersönliche Subjekt-Pronomen „es“ gibt es im Lateinischen nicht; es bleibt unübersetzt.
„Es regnet.“ heißt „Pluit.“.
PLURAL |
Person | Form | Übersetzung |
1. Person | nos | wir |
2. Person | vos | ihr |
3. Person (m) | eī / iī¹ | sie² |
(f) | eae¹ | sie² |
(n) | ea¹ | sie² |
NB :
1 Streng genommen sind „eī - iī / eae / ea“ keine Personal-Pronomina, in diesem Fall keine Subjekt-Pronomina. Denn „eigentlich“ kennen Personal-Pronomina keine Genus-Unterschiede. „eī - iī / eae / ea“, die auch als Demonstrativ-Pronomina benutzt werden können und „diese (m / f / n)“ heißen, sind aber Genus-Träger und sind folglich keine Personal-Pronomina, sondern Anaphorika. „Anaphorikum“ kommt aus dem Griechischen und heißt „das Wiederaufzugreifende“. „das Wiederaufzugreifende“ heißt, dass „eī - iī / eae / ea“ ein Substantiv ersetzen.
„Viri veniunt. / Eī - Iī veniunt.“ Die Männer kommen. / Sie kommen. „Dominae veniunt. / Eae veniunt.“ Die Herrinnen kommen. / Sie kommen. „Lecta in cubiculo sunt. / Ea in cubiculo sunt.“ Die Betten stehen im Schlafzimmer. / Sie stehen im Schlafzimmer. |
Andere Funktionen von „eī - iī / eae / ea“ als Possessiva im Genitiv und als Demonstrativa werden an anderer Stelle erklärt.
2 Im Plural greift diese Regel nicht, da die Subjekt-Pronomina im Plural immer die Form „sie“ im Deutschen haben. „eī - iī / eae / ea“ heißen also immer „sie“, unabhängig vom jeweiligen Genus.
- Eine Höflichkeitsform gibt es im Lateinischen nicht. Das heißt nicht, dass die Römer unhöflich waren.
ab) Der Gebrauch der Subjekt-Pronomina
Im Gegensatz zum Französischen oder Deutschen und Englischen ist der Gebrauch der Subjekt-Pronomina im Lateinischen fakultativ, das heißt, man kann sie auch weg lassen.
Das Subjekt-Pronomen kann allein oder mit einer Verb-Form stehen; es ist also verbunden oder unverbunden. Die Subjekt-Pronomina werden gerade im Lateinischen äußerst selten gebraucht, da die Person durch die Endung des Verbs vorbestimmt ist. Wird das Subjekt-Pronomen dennoch gesetzt, dient es der Hervorhebung. Die Formen sind allerdings gleich.
Das Lateinische ist eine sogenannte „Pro-Drop-Sprache“. Ich möchte diesen Begriff jetzt nicht zu sehr linguistisch zerlegen. Er bedeutet, dass das Lateinische die Subjekt-Pronomina bei der Verb-Form nicht setzen muss, also weg lassen (= fallen lassen) kann. Ursprung ist das englische Wort „to drop – fallen lassen“. Das Englische und das Deutsche sind allerdings „Non-Pro-Drop-Sprachen“. Bei den anderen gängigen romanischen Sprachen Französisch, Spanisch, Italienisch, Katalanisch, Rumänisch ist nur das Französische keine „Pro-Drop-Sprache“.
Die meisten Sprachen im europäischen Einzugsgebiet sind „Pro-Drop-Sprachen“.
Wann werden die Subjekt-Pronomina gebraucht ?
Wenn sie
- in Sätzen ohne Verb vorkommen.
„Quis id dicit ?“ - „Ego.“ Wer sagt das ? - Ich. „Quis id fecit ?“ - „Tu.“ Wer hat das getan ? - Du. „Quis eī affuit ?“ - „Nos.“ Wer hat ihm / ihr geholfen ? - Wir. |
- eine oder mehrere Personen betonen sollen.
„Cur non id vis tu ?“ Warum willst du das nicht ? „Ego hic laboro, et vos ?“ Ich arbeite hier, und ihr ? |
- einen Gegensatz ausdrücken sollen.
„Ego sedulus sum, vos pigri estis.“ Ich bin fleißig und ihr seid faul. „Is librum legit, ea epistulam scribit.“ Er liegt ein Buch, und sie schreibt einen Brief. |
ac) Die Genitiv- und Ablativ-Formen der Subjekt-Pronomina :
a) Die Genitiv-Formen der Subjekt-Pronomina im Singular und Plural lauten wie folgt :
SINGULAR |
Person | Form | Übersetzung |
1. Person | mei¹ | meiner |
2. Person | tui¹ | deiner |
3. Person | sui¹ | seiner |
PLURAL |
Person | Form | Übersetzung |
1. Person | nostri¹ / ² nostrum³ | unser von uns |
2. Person | vestri¹ / ² vestrum³ | euer von euch |
3. Person (m) | sui | ihrer |
NB :
1 Diese Formen stimmen mit denen des Genitiv Singular Maskulin und des Nominativ Plural Maskulin überein.
2 Man nennt diesen Genitiv auch „Genitivus obiectivus“, der eine Art von passiver Bedeutung hat. „Amor nostri magnus est. - Die Liebe zu uns ist groß.“, d..h., wir werden geliebt.
Es gibt auch noch einen „Genitivus subiectivus“, der eine Art von aktiver Bedeutung hat → sieh hierzu auch Kapitel 02) – Satz-Lehre, Punkt Ab) Genitiv !
3 Man nennt diesen Genitiv auch „Genitivus partitivus“, den Genitiv der Teilung, der den Teil eines Ganzen von etwas beschreibt. „Quis vestrum id dixit ? - Wer von euch hat das gesagt ?“ → sieh hierzu auch Kapitel 02) – Satz-Lehre, Punkt Ab) Genitiv !
b) Die Ablativ-Formen der Subjekt-Pronomina im Singular und Plural lauten wie folgt :
SINGULAR |
Person | Form | Übersetzung |
1. Person | a me mecum¹ | von mir mit mir |
2. Person | a te tecum¹ | von dir mit dir |
3. Person | a se secum¹ | von sich mit sich |
PLURAL |
Person | Form | Übersetzung |
1. Person | a nobis nobiscum¹ | von uns mit uns |
2. Person | a vobis vobiscum¹ | von euch mit euch |
3. Person (m) | a se secum¹ | von sich mit sich |
NB :
1 Beachte die kontrahierten (= zusammengezogenen) Formen mit „cum“ ! Bei anderen Präpositionen findet keine Kontraktion statt.
ba) Die Objekt-Pronomina (direkte + indirekte)
Die Objekt-Pronomina können im Lateinischen entweder ein direktes Objekt (Akkusativ) oder auch ein indirektes Objekt (Dativ) vertreten.
Es gibt im Lateinischen auch Objekt-Pronomina im Genitiv und Ablativ.
Zu den Objekt-Pronomina zählen auch die Reflexiv-Pronomina, die rückbezüglichen Pronomina, die entweder Akkusativ oder Dativ sind.
Es gibt im Lateinischen bei den Reflexiv-Pronomina auch Objekt-Pronomina im Genitiv und Ablativ.
Man unterscheidet zwischen betonten und unbetonten Objekt-Pronomina.
Die betonten Objekt-Pronomina können alleine stehen, während die unbetonten nur in Verbindung mit einer Verb-Form benutzt werden können.
Die Formen sind allerdings gleich, deswegen werden sie unter Objekt-Pronomina zusammengefasst.
bb) Die Formen der direkten Objekt-Pronomina (Akkusativ)
Die direkten Objekt-Pronomina lauten im Singular und Plural wie folgt.
SINGULAR |
Person | Form | Übersetzung |
1. Person | me | mich |
2. Person | te | dich |
3. Person (m) | eum¹ | ihn² |
(f) | eam¹ | sie² |
(n) | id¹ | es² |
NB :
1 Streng genommen sind „eum / eam / id“ keine Personal-Pronomina, in diesem Fall keine Objekt-Pronomina. Denn „eigentlich“ kennen Personal-Pronomina keine Genus-Unterschiede. „eum / eam / id“, die auch als Demonstrativ-Pronomina benutzt werden und „diesen / diese / dieses“ heißen, sind aber Genus-Träger und sind folglich keine Personal-Pronomina, sondern Anaphorika. „Anaphorikum“ kommt aus dem Griechischen und heißt in etwa „das Wiederaufzugreifende“. „das Wiederaufzugreifende“ heißt also, dass „eum / eam / id“ ein Substantiv ersetzen.
„Virum video. / Eum video.“ Ich sehe den Mann. / Ich sehe ihn. „Dominam video. / Eam video.“ Ich sehe die Herrin. / Ich sehe sie. „Lectum in culinam pono. / Id in culinam pono.“ Ich stelle das Bett in die Küche. / Ich stelle es in die Küche. |
2 Die Übersetzungen von „eum / eam / id“ als „Personal-Pronomina“ lauten „den / die / das“. Diese Übersetzungen funktionieren aber nur, wenn das Genus im Lateinischen und im Deutschen gleich sind. Weichen sie voneinander ab, muss die entsprechende Übersetzung gesucht werden, wie z.B. „Puellam video. / Eam video. -- Ich sehe das Mädchen. / Ich sehe es.“
- Die reflexive Form heißt in der 3. Person Singular für alle Genera „se“; bei den anderen beiden Personen („ego“ / „tu“) sind sie mit den Objekt-Pronomina identisch.
Wichtige Bemerkungen zum Gebrauch der Pronomina im A.c.I., die sogenannte Reflexivität und Nicht-Reflexivität im A.c.I. :
„A.c.I.“ heißt „Accusativus cum Infinitivo – Akkusativ mit Infinitiv“ und ist eine Infinitiv-Konstruktion, auf die ich hier jetzt gar nicht näher eingehen will → sieh hierzu in diesem Kapitel Punkt oa) A.c.I. (Accusativus cum Infinitivo) !
Hier geht es nur um die Pronomina im A.c.I..
Das Wort „reflexiv“ kommt vom lateinischen Wort „reflectere – reflecto / reflexi / reflexum – zurückbiegen / zurückbeugen / zurückkrümmen“, und zwar „zurückgebogen“ und „zurückgebeugt“ auf das Subjekt.
Der A.c.I. ist zwar eine satzwertige Konstruktion, d.h. er enthält eine eigene vollständige Aussage, aber er ist kein selbständiger Satz, sondern als Satzglied in den „übergeordneten“ Satz eingebunden. Für die Pronomina heißt das folgendes :
a) in Bezug auf den Subjektsakkusativ :
Wenn der Subjektsakkusativ mit dem Subjekt des A.c.I.-Auslösers nicht identisch ist, werden für den Subjektsakkusativ die entsprechenden Formen von „is / ea / id“, hier „eum – eos / eam -eas / id – ea“, verwendet.
Wenn aber der Subjektsakkusativ mit dem Subjekt des A.c.I.-Auslösers identisch ist, wird das Reflexiv-Pronomen „se“ verwendet. Man muss jedoch darauf achten, dass es mit dem nicht reflexiven Personal-Pronomen übersetzt wird, da der A.c.I. im Deutschen zum eigenständigen Nebensatz wird und es im Deutschen eine Reflexivität nur innerhalb desselben Satzes gibt, nicht aber eine indirekte über das Komma hinweg zurück auf den übergeordneten Satz. Dies ist im Lateinischen anders.
„Pater se vitium fecisse scit.“ Der Vater weiß, dass er (= der Vater) einen Fehler gemacht hat. „Pater eum vitium fecisse scit.“ Der Vater weiß, dass er (= ein anderer) einen Fehler gemacht hat. |
Im 1. Satz ist das Subjekt des den A.c.I. auslösenden Hauptsatzes und des Infinitiv-Satzes (Nebensatz) gleich, nämlich „Vater“.
Im 2. Satz sind die Subjekte des den A.c.I. auslösenden Hauptsatzes und des Infinitiv-Satzes (Nebensatz) verschieden, nämlich im Hauptsatz „Vater“ und im Nebensatz (Infinitiv-Satz) „ein anderer“, der aber nicht „Vater“ sein kann und auch nicht ist.
b) in Bezug auf Ergänzungen im A.c.I. :
Wenn sich ein Pronomen innerhalb der A.c.I.-Ergänzung entweder auf den Subjektsakkusativ oder auf das Subjekt des A.c.I.-Auslösers bezieht, so werden in beiden Fällen die entsprechenden Reflexiv-Pronomina („se / sibi) bzw. das entsprechende reflexive Possessiv-Adjektiv „suus – sui / sua – suae / suum – sua“ verwendet. In diesem Zusammenhang muss man wissen, dass die Formen des Possessiv-Adjektivs „suus – sui / sua – suae / suum - sua“ im Gegensatz zum Deutschen immer reflexiv sind.
Wenn sich ein Pronomen innerhalb der A.c.I.-Ergänzung nicht auf den Subjektsakkusativ oder auf das Subjekt des A.c.I.-Auslösers bezieht, so werden in beiden Fällen statt der entsprechenden Reflexiv-Pronomina („se / sibi“) die entsprechenden Formen von „is / eī – iī // ea – eae // id - ea“, hier „eum – eos / eam - eas / id - ea“ für den Akkusativ und „eī / eīs – iīs“ für den Dativ verwendet und statt des reflexiven Possessiv-Adjektivs „suus – sui / sua – suae / suum - sua“ werden die entsprechenden Genitive von „is / eī –iī // ea – eae // id - ea“, hier „eius (m / f / n) - eorum / earum / eorum“, benutzt.
„Galli Romanos se non liberavisse dicunt.“ Die Gallier sagen, dass die Römer sie nicht befreit hätten. „Galli verba Romanorum sibi non placere dicunt.“. Die Gallier sagen, dass ihnen die Worte der Römer nicht gefallen. |
Im 1. Satz bezieht sich das Objekt des Infinitiv-Satzes (Nebensatz), das Akkusativ ist, auf das Subjekt des den A.c.I. auslösenden Hauptsatzes, nämlich auf „Gallier“. Deswegen steht auch das Reflexiv-Pronomen im Akkusativ, nämlich „se“.
Im 2. Satz bezieht sich das Objekt des Infinitiv-Satzes (Nebensatz), das Dativ ist, auf das Subjekt des den A.c.I. auslösenden Hauptsatzes, nämlich auf „Gallier“. Deswegen steht auch das Reflexiv-Pronomen im Dativ, nämlich „sibi“.
Hier sieht man, dass sich diese Regel nicht nur auf das Subjekt, sondern auch auf das Objekt beziehen kann. Dann müssen „se“ oder „sibi“ stehen, je nach Rektion des Verbs (→ Sieh in diesem Kapitel Punkt v) Die Rektion der lateinischen Verben) im A.c.I..
„Caesar ducem Gallorum advocavit et dixit se exercitum suum coegisse et exercitum eius victurum esse.“ Cäsar rief den Anführer der Gallier herbei und sagte, dass er (= Cäsar) sein Heer (= das Cäsars, also sein eigenes) zusammengezogen hätte und sein / dessen Herr (= das des Führers der Gallier) besiegen würde. |
Da „suus – sui / sua – suae / suum – sua“ im Lateinischen immer reflexiv ist, kann es sich nur auf das Subjekt des Hauptsatzes, also „Cäsar“ beziehen.
„eius (m / f / n) - eorum / earum / eorum“ kann sich nicht auf das Subjekt beziehen, sondern nur auf eine andere Person im Satz, die vorher bereits genannt wurde, nämlich in diesem Fall auf „Anführer der Gallier“. Also kann es nur das Herr der Gallier sein und nicht das Heer Cäsars, auf das sich „eius“ bezieht. Die deutsche Übersetzung „sein“ ist unschön und missverständlich, besser ist in diesem Fall der deutsche Genitiv „dessen“.
Insgesamt muss man genau darauf achten, auf was sich die Reflexiv- und Objekt-Pronomina im Satz beziehen und dann entsprechend übersetzen.
PLURAL |
Person | Form | Übersetzung |
1. Person | nos | uns |
2. Person | vos | euch |
3. Person (m) | eos¹ | sie² |
(f) | eas¹ | sie² |
(n) | ea¹ | sie² |
NB :
1 Streng genommen sind „eos / eas / ea“ keine Personal-Pronomina, in diesem Fall keine Objekt-Pronomina. Denn „eigentlich“ kennen Personal-Pronomina keine Genus-Unterschiede. „eos / eas / ea“, die auch als Demonstrativ-Pronomina benutzt werden und „diese (m / f / n)“ heißen, sind aber Genus-Träger und sind folglich keine Personal-Pronomina, sondern Anaphorika. „Anaphorikum“ kommt aus dem Griechischen und heißt in etwa „das Wiederaufzugreifende“. „das Wiederaufzugreifende“ heißt also, dass „eum / eam / id“ ein Substantiv ersetzen.
„Viros video. / Eos video.“ Ich sehe die Männer. / Ich sehe sie. „Dominas video. / Eas video.“ Ich sehe die Herrinnen. / Ich sehe sie. „Lecta in culinam pono. / Ea in culinam pono.“ Ich stelle die Betten in die Küche. / Ich stelle sie in die Küche. |
2 Im Plural greift diese Regel nicht, da die direkten Objekt-Pronomina im Plural immer die Form „sie“ im Deutschen haben. „eos / eas / ea“ heißen also immer „sie“, unabhängig vom jeweiligen Genus.
- Die reflexive Form heißt in der 3. Person Plural für alle Genera „se“; bei den anderen beiden Personen („nos“ / „vos“) sind sie mit den Objekt-Pronomina identisch.
Wichtige Bemerkungen zum Gebrauch der Pronomina im AcI, die sogenannte Reflexivität und Nicht-Reflexivität im AcI :
„A.c.I.“ heißt „Accusativus cum Infinitivo – Akkusativ mit Infinitiv“ und ist eine Infinitiv-Konstruktion, auf die ich hier jetzt gar nicht näher eingehen will → sieh hierzu in diesem Kapitel Punkt oa) A.c.I. (Accusativus cum Infinitivo) !
Hier geht es nur um die Pronomina im A.c.I..
Das Wort „reflexiv“ kommt vom lateinischen Wort „reflectere – reflecto / reflexi / reflexum – zurückbiegen / zurückbeugen / zurückkrümmen“, und zwar „zurückgebogen“ und „zurückgebeugt“ auf das Subjekt.
Der A.c.I. ist zwar eine satzwertige Konstruktion, d.h. er enthält eine eigene vollständige Aussage, aber er ist kein selbständiger Satz, sondern als Satzglied in den „übergeordneten“ Satz eingebunden. Für die Pronomina heißt das folgendes :
a) in Bezug auf den Subjektsakkusativ :
Wenn der Subjektsakkusativ mit dem Subjekt des A.c.I.-Auslösers nicht identisch ist, werden für den Subjektsakkusativ die entsprechenden Formen von „is / ea / id“, hier „eum – eos / eam - eas / id – ea“, verwendet.
Wenn aber der Subjektsakkusativ mit dem Subjekt des A.c.I.-Auslösers identisch ist, wird das Reflexiv-Pronomen „se“ verwendet. Man muss jedoch darauf achten, dass es mit dem nicht reflexiven Personal-Pronomen übersetzt wird, da der A.c.I. im Deutschen zum eigenständigen Nebensatz wird und es im Deutschen eine Reflexivität nur innerhalb desselben Satzes gibt, nicht aber eine indirekte über das Komma hinweg zurück auf den übergeordneten Satz. Dies ist im Lateinischen anders.
„Pater se vitium fecisse scit.“ Der Vater weiß, dass er (= der Vater) einen Fehler gemacht hat. „Pater eum vitium fecisse scit.“ Der Vater weiß, dass er (= ein anderer) einen Fehler gemacht hat. |
Im 1. Satz ist das Subjekt des den A.c.I. auslösenden Hauptsatzes und des Infinitiv-Satzes (Nebensatz) gleich, nämlich „Vater“.
Im 2. Satz sind die Subjekte des den A.c.I. auslösenden Hauptsatzes und des Infinitiv-Satzes (Nebensatz) verschieden, nämlich im Hauptsatz „Vater“ und im Nebensatz (Infinitiv-Satz) „ein anderer“, der aber nicht „Vater“ ist“.
b) in Bezug auf Ergänzungen im A.c.I. :
Wenn sich ein Pronomen innerhalb der A.c.I.-Ergänzung entweder auf den Subjektsakkusativ oder auf das Subjekt des A.c.I.-Auslösers bezieht, so werden in beiden Fällen die entsprechenden Reflexiv-Pronomina („se / sibi) bzw. das entsprechende reflexive Possessiv-Adjektiv „suus – sui / sua – suae / suum – sua“ verwendet. In diesem Zusammenhang muss man wissen, dass die Formen des Possessiv-Adjektivs „suus – sui / sua – suae / suum - sua“ im Gegensatz zum Deutschen immer reflexiv sind.
Wenn sich ein Pronomen innerhalb der A.c.I.-Ergänzung nicht auf den Subjektsakkusativ oder auf das Subjekt des A.c.I.-Auslösers bezieht, so werden in beiden Fällen statt der entsprechenden Reflexiv-Pronomina („se / sibi“) die entsprechenden Formen von „is / eī – iī // ea – eae // id - ea“, hier „eum – eos / eam - eas / id - ea“ für den Akkusativ und „eī / eīs – iīs“ für den Dativ verwendet und statt des reflexiven Possessiv-Adjektivs „suus – sui / sua – suae / suum - sua“ werden die entsprechenden Genitive von „is / eī –iī // ea – eae // id - ea“, hier „eius (m / f / n) - eorum / earum / eorum“, benutzt.
„Galli Romanos se non liberavisse dicunt.“ Die Gallier sagen, dass die Römer sie nicht befreit hätten. „Galli verba Romanorum sibi non placere dicunt.“. Die Gallier sagen, dass ihnen die Worte der Römer nicht gefallen. |
Im 1. Satz bezieht sich das Objekt des Infinitiv-Satzes (Nebensatz), das Akkusativ ist, auf das Subjekt des den A.c.I. auslösenden Hauptsatzes, nämlich auf „Gallier“. Deswegen steht auch das Reflexiv-Pronomen im Akkusativ, nämlich „se“.
Im 2. Satz bezieht sich das Objekt des Infinitiv-Satzes (Nebensatz), das Dativ ist, auf das Subjekt des den A.c.I. auslösenden Hauptsatzes, nämlich auf „Gallier“. Deswegen steht auch das Reflexiv-Pronomen im Dativ, nämlich „sibi“.
Hier sieht man, dass sich diese Regel nicht nur auf das Subjekt, sondern auch auf das Objekt beziehen kann. Dann müssen „se“ oder „sibi“ stehen, je nach Rektion des Verbs (→ Sieh in diesem Kapitel Punkt v) Die Rektion der lateinischen Verben) im A.c.I..
„Caesar ducem Gallorum advocavit et dixit se exercitum suum coegisse et exercitum eius victurum esse.“ Cäsar rief den Anführer der Gallier herbei und sagte, dass er (= Cäsar) sein Heer (= das Cäsars, also sein eigenes) zusammengezogen hätte und sein / dessen Herr (= das des Anführers der Gallier) besiegen würde. |
Da „suus – sui / sua – suae / suum – sua“ im Lateinischen immer reflexiv ist, kann es sich nur auf das Subjekt des Hauptsatzes, also „Cäsar“ beziehen.
„eius (m / f / n) - eorum / earum / eorum“ kann sich nicht auf das Subjekt beziehen, sondern nur auf eine andere Person im Satz, die vorher bereits genannt wurde, nämlich in diesem Fall auf „Anführer der Gallier“. Also kann es nur das Heer der Gallier sein und nicht das Heer Cäsars, auf das sich „eius“ bezieht. Die deutsche Übersetzung „sein“ ist unschön und missverständlich, besser ist in diesem Fall der deutsche Genitiv „dessen“.
Insgesamt muss man genau darauf achten, auf was sich die Reflexiv- und Objekt-Pronomina im Satz beziehen und dann entsprechend übersetzen.
„Eum video. / Eas video.“ Ich sehe ihn. / Ich sehe sie (f / Pl.). „Nos / Vos video.“ Ich sehe uns / euch. „Eum adiuvo.“ ¹ Ich helfe ihm. „Cives se defenderunt.“ Die Bürger haben sich verteidigt. |
NB :
1 Dieses Verb hat als Rektion im Deutschen den Dativ.
bc) Die Formen der indirekten Objekt-Pronomina (Dativ)
Die indirekten Objekt-Pronomina lauten im Singular und Plural wie folgt.
SINGULAR |
Person | Form | Übersetzung |
1. Person | mihi | mir |
2. Person | tibi | dir |
3. Person (m) | eī¹ | ihm² |
(f) | eī¹ | ihr² |
(n) | eī¹ | ihm² |
NB :
1 Streng genommen ist „eī (m / f / n)“ kein Personal-Pronomen, in diesem Fall kein Objekt-Pronomen. Denn „eigentlich“ kennen Personal-Pronomina keine Genus-Unterschiede. „eī (m / f / n)“, das auch als Demonstrativ-Pronomen benutzt wird und „diesem / dieser / diesem“ heißen, ist aber Genus-Träger und ist folglich kein Personal-Pronomen, sondern ein Anaphorikum. „Anaphorikum“ kommt aus dem Griechischen und heißt in etwa „das Wiederaufzugreifende“. „das Wiederaufzugreifende“ heißt also, dass „eī (m / f / n)“ ein Substantiv ersetzt.
„Viro pecuniam do. / Eī pecuniam do.“ Ich gebe dem Mann (das) Geld. / Ich gebe ihm (das) Geld. Serva dominae cenam parat. / Eī cenam parat. Die Sklavin bereitet der Herrin das Essen. / Die Sklavin bereitet ihr das Essen. |
2 Die Übersetzung von „eī (m / f / n)“ als „Personal-Pronomen“ lautet „dem / der / dem“. Diese Übersetzungen funktionieren aber nur, wenn das Genus im Lateinischen und im Deutschen gleich sind. Weichen sie voneinander ab, muss die entsprechende Übersetzung gesucht werden, wie z.B. „Puellae florem do. / Eī florem do. -- Ich gebe dem Mädchen die Blume. / Ich gebe ihm die Blume.“
- Die reflexive Form heißt in der 3. Person Singular für alle Genera „sibi“; bei den anderen beiden Personen („ego“ / „tu“) sind sie mit den Objekt-Pronomina identisch.
PLURAL |
Person | Form | Übersetzung |
1. Person | nobis | uns |
2. Person | vobis | euch |
3. Person (m) | eīs / iīs¹ | ihnen² |
(f) | eīs / iīs¹ | ihnen² |
(n) | eīs / iīs¹ | ihnen² |
NB :
1 Streng genommen sind „eīs – iīs (m / f / n)“ keine Personal-Pronomina, in diesem Fall keine Objekt-Pronomina. Denn „eigentlich“ kennen Personal-Pronomina keine Genus-Unterschiede. „eīs – iīs (m / f / n)“, die auch als Demonstrativ-Pronomina benutzt werden und „diesen (m / f / n)“ heißen, sind aber Genus-Träger und sind folglich keine Personal-Pronomina, sondern Anaphorika. „Anaphorikum“ kommt aus dem Griechischen und heißt in etwa „das Wiederaufzugreifende“. „das Wiederaufzugreifende“ heißt also, dass „eīs – iīs (m / f / n)“ ein Substantiv ersetzen.
2 Im Plural greift diese Regel nicht, da die indirekten Objekt-Pronomina im Plural immer die Form „ihnen“ im Deutschen haben. „eīs – iīs (m / f / n)“ heißen also immer „ihnen“, unabhängig vom jeweiligen Genus.
- „eīs (m / f / n)“ und „iīs (m / f / n)“ sind gleichberechtigte Formen. Die Form „eīs (m / f / n)“ ist häufiger.
- Die reflexive Form heißt in der 3. Person Plural für alle Genera „sibi“; bei den anderen beiden Personen („nos“ / „vos“) sind sie mit den Objekt-Pronomina identisch.
„Tibi pecuniam do.“ Ich gebe dir (das) Geld. „Nobis veritatem dixit.“ Er hat uns die Wahrheit gesagt.. „Eī respondit.“ Er hat ihm / ihr geantwortet. „Multas epistulas sibi scripserunt.“ Sie haben sich viele Briefe geschrieben. „Hostes eīs / iīs pepercit.“ ¹ / ² Die Feinde haben sie verschont. |
NB :
1 Dieses Verb hat als Rektion im Deutschen den Akkusativ.
2 Im Dativ und Ablativ Plural gibt es diese zwei gleichberechtigten Formen.